Flüsse sind ein klein wenig sauberer

■ Erste gesamtdeutsche Karte der Gewässerbelastungen

Bonn/Stuttgart (dpa) – Zum erstenmal haben die Wasserwirtschaftsämter Deutschlands ihre nicht immer vollständigen Daten zusammengetragen. Die Bilanz ist zweideutig ausgefallen. Die schlimmsten Einwirkungen der Großindustrie lassen nach, Klärwerke wirken. Manche Flüsse sind sauberer geworden, aber die Karte, die Umweltminister Töpfer gestern in Bonn der Presse vorgestellt hat, weist immer noch düstere Flecken auf.

Die Elbe mit ihren Nebenarmen insbesondere im Raum Leipzig- Halle ist immer noch am höchsten von allen deutschen Flüssen mit Schadstoffen belastet. Am wenigsten Schmutz führen nach dieser Übersicht die Donau und ihre Nebenflüsse über die deutsche Grenze.

Die neue Wasserbilanz betrachtet allerdings lediglich die physikalisch-chemische, nicht die komplexere biologische Beschaffenheit der sogenannten „Fließgewässer“ der großen Flußsysteme Rhein, Donau, Elbe, Oder und Weser. Sie berücksichtigt den Zeitraum von 1982 bis 1991.

Danach wies die Weser in dem Vergleichszeitraum unter den größeren deutschen Flüssen die mit Abstand höchste Salzbelastung auf. Während sie in Bremen bis zu 970 Milligramm pro Liter betrug, lag sie im Rhein an der deutsch- niederländischen Grenze bei 165 bis 184 Milligramm. Die Ursache: Über den Zufluß Werra gelangten jahrelang hohe Salzfrachten in die Weser, die vor allem aus der thüringischen Kaliindustrie stammten.

Ein von Bund und Ländern finanziell unterstütztes Projekt soll bis 1995 zu einer deutlichen Verringerung der Salzbelastung um mehr als 80 Prozent führen, erläuterte Baden-Württembergs Umweltminister Harald Schäfer, der zur Zeit der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser vorsitzt. Der Sozialdemokrat war ausnahmsweise einer Meinung mit dem Christdemokraten Töpfer. Zur generellen Schadstoffbelastung der deutschen Flüsse stellten beide Minister fest, bisherige Sanierungsmaßnahmen, vor allem der Ausbau von Kläranlagen, hätten in den vergangenen zehn Jahren „bei einem Großteil der Gewässer zu einem Rückgang der Schadstoff-Einleitung geführt“. Allerdings sei es weiterhin wichtig, für Oberflächengewässer Schutzprogramme zu entwickeln und umzusetzen, die länderübergreifend wirksam sein müßten.

Zurückgegangen ist der Datensammlung zufolge die Belastung der Gewässer mit organischen Stoffen und Ammonium. Dadurch sei der für das Leben im Wasser wichtige Sauerstoffgehalt deutlich gestiegen. Ammonium ist eine Stickstoffverbindung und kann in höheren Konzentrationen für Fische giftig sein. Vor allem durch Dünger und Gülle aus der Landwirtschaft gelangt es ins Wasser, aber auch über kommunale Kläranlagen.

Ebenfalls nachgelassen hat die Belastung durch Schwermetalle und Phosphate, wobei insbesondere der Verzicht auf Phosphat in Waschmitteln eine wesentliche Rolle gespielt haben dürfte.

Unverändert hoch geblieben ist dagegen die Belastung mit Nitrat. Dafür, betonten Töpfer und Schäfer, sei vor allem die Landwirtschaft mit ihrem stickstoffhaltigen Dünger verantwortlich. Töpfer und Schäfer wollen deshalb stärker als bisher die deutschen Bauern zur Verantwortung ziehen, dort nämlich sei heute das größte Vermeidungspotential zu finden.