Tscheljabinsk-65: Strahlend geheim

■ Behörden verweigern Auskunft / Atommüll en masse

Berlin (taz) – Das russische Atomministerium hat gestern keine weiteren Informationen über den Atomunfall in der Plutoniumfabrik Tscheljabinsk-65 herausgerückt. „Keine weiteren Daten – es heißt immer nur, daß der Unfall keine ernsten Konsequenzen gehabt habe“, klagte Greenpeace in Moskau. Auch in der 70 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt Tscheljabinsk gab es keine Informationen. Das Bundesumweltministerium hat bei der russischen Atomaussichtsbehörde „Gosatomnadsor“ um einen Bericht zum Störfall nachgesucht. Eine örtliche Kommission untersuche die Sache.

In der geheimen Atomanlage, die in älteren Quellen auch Tscheljabinsk-40 genannt wird, werden heute die abgebrannten Brennelemente ziviler Druckwasserreaktoren des Typs WWER 440 aus Rußland und Osteuropa wiederaufgearbeitet. 200 Tonnen sollen es 1992 gewesen sein. Außerdem soll die 1976 fertiggestellte WAA Atommüll aus den Reaktoren der Kriegsmarine, aus Forschungsmeilern und Eisbrechern wiederaufarbeiten. Während sechs alte AKW in dem Komplex nach 1987 abgeschaltet wurden, hat das Atomministerium 1991 und 1992 zwei neue Meiler zur Produktion von Plutonium 238 und 239 in Betrieb genommen.

Neben diesen Produktionsanlagen lagern in Tscheljabinsk-65 an 24 Stellen mindestens 41.300 Kubikmeter hochradioaktiver Müll. 685.100 Kubikmeter mittelradioaktiver Müll werden an 200 Orten verstaut und rund 500.000 Tonnen fester Strahlenmüll sind einfach verbuddelt worden. ten