„Halten Sie einen Feuerlöscher bereit“

■ Flugblätter der Polizei raten Ausländern zum Selbstschutz

Duisburg (AFP) – Mit einer ungewöhnlichen Klinkenputz-Aktion haben am Mittwoch die Polizisten der rund hundert Bezirks- und Ermittlungsdienstbereiche Duisburgs begonnen: Während ihrer Dienstzeit wollen sie nach Angaben eines Polizeisprechers die rund 70.000 in der Ruhrgebietsstadt wohnenden Ausländer aufsuchen, mit ihnen reden und vor allem einen Handzettel mit Tips verteilen, wie diese sich am besten selbst vor ausländerfeindlichen Übergriffen schützen können.

Duisburg ist die erste Stadt in Nordrhein-Westfalen, die mit dem Verteilen der Info-Blätter in zehn verschiedenen Sprachen begonnen hat. Am Donnerstag will Düsseldorf folgen, in Köln und anderen Gemeinden dagegen sind die Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen. Insgesamt sollen nach Angaben eines Sprechers der Landeskriminalamts, das bei der Aktion federführend ist, eine Million Flugblätter „flächendeckend“ im gesamten Landesgebiet verteilt werden.

Auf serbokroatisch, türkisch, arabisch, spanisch, italienisch, rumänisch, griechisch, polnisch, englisch und französisch fordert das Infoblatt alle ausländischen Mitbürger unter anderem auf, besonders aufmerksam das Umfeld zu beobachten und bei „verdächtigen Wahrnehmungen“ die Polizei zu rufen. Türen und Fenster sollten selbst bei kurzer Abwesenheit geschlossen, die Rolläden bei Einbruch der Dunkelheit heruntergelassen werden. Immer wieder werden auch die Telefonnummern angegeben, unter denen Polizei und Feuerwehr zu erreichen sind. Weiter heißt es: „Lassen Sie sich nicht provozieren“, „Überschätzen Sie (...) nicht Ihre Kräfte“, sowie „Halten Sie einen Feuerlöscher griffbereit und machen Sie sich mit seiner Handhabung vertraut.“ „Naja, das mit dem Feuerlöscher war vielleicht ein wenig deplaziert“, meinte dazu der Sprecher des Düsseldorfer Polizeipräsidiums, Ulrich Rungwerth, „schließlich wollen wir ja nicht, daß ein Klima der Angst entsteht.“ Ansonsten stehe die Polizei voll hinter der Aktion, die Anfang Juni von Innenminister Schnoor als Reaktion auf die Mordanschläge vor allem von Solingen veranlaßt worden war.

Ein erster Versuchs-Infostand in Düsseldorf-Oberbilk, einem Stadtteil mit hohem Ausländeranteil, stieß laut Rungwerth am Dienstag auf lebhaftes Interesse. Viele der Angesprochenen hätten die Aktion zwar begrüßt, aber versichert, daß sie sie zumindest in Düsseldorf für unnötig hielten, da sie kaum mit „Exzessen wie in Solingen oder Mölln“ rechneten.

Nach den Worten von LKA- Sprecher Fredrick Holtkamp soll die Aktion vor allem „Barrieren zwischen den ausländischen Mitbewohnern und der Polizei“ abbauen. Es sei nun einmal unmöglich, „vor jedes ausländische Haus einen Polizisten zu stellen“, wie dies immer wieder gefordert werde. Deswegen sollten Vorbeugung und Selbstschutz gestärkt werden. „Das ist keine Bankrotterklärung der Polizei“, sagt auch Duisburgs Polizeisprecher. Andrea Schlotterbeck