Kein Gruß, keine Liebe

■ Warpath, die erste: Hardcore-Krieger im gemütlichen Hamburg

„Weine nicht, wenn ich komme und dir die Eier abhacke, denn ich bin massiv.“ Massive, das erste Album der Hamburger Warpath, ist das Ergebnis einer Suche: „Now I need a story seeking which words could fit for me“. Frage: Wurde hier, analog zur Methode von Soundgarden, dem Klang Tribut gezollt, indem Worte darauf reduziert sind, Stimmung zu verstärken? Überhaupt, das Kreuz mit der Authentizität: Keinen Millimeter wird vom selbstgewählten Kriegspfad abgewichen, in Vorwegnahme baldiger Brooklyner Verhältnisse im gemütlichen Hansestädtchen. Die Krieger: schwarz, langhaarig, tätowiert, ohne Augen. Männer. Besitz- und heimatlos in den finstersten Hinterhöfen der Welt, kein Gruß, keine Liebe. Krönung der Burleske ist allerdings die voller Ehrfurcht und Inbrunst nachgespielte Carnivore-Linkenschreck-Hymne „Race War“: „Don't call me your brother, 'cause I ain't your fucking brother... your skin's an ugly colour“. Als provokativ-wortarmer Beitrag zur schwelenden Diskussion um die problematischen Aussagen einiger New Yorker Hardcore-Bands (Biohazard, Agnostic Front, Type 0 Negative) schmeckt dies irgendwie schal. Wahrscheinlich ist es aber nur ein geiler Song. Auch die neun Eigenkompositionen lassen keinen Zweifel zu: Warpath haben alles gehört. Daß das Extrakt der ästhetischen, äußerlichen Elemente von etwas so genuinem wie der New Yorker Metal-zu-Hardcore-Annäherung in dieser ungebrochenen Konsequenz wie eine Karikatur wirkt, bleibt nicht aus. Gewiß jedoch; ein ambitionierter Film.

Holger in't Veld

(Steamhammer/SPV)