Papier ist geduldig

■ betr.: "Auch die Mutter soll mißhandelt haben" (Keine Klarheit im Prozeß um sexuellen Mißbrauch durch den Stiefvater), taz vom 23.7.93

betr.: „Auch die Mutter soll mißhandelt haben“ (Keine Klarheit im Prozeß um sexuellen Mißbrauch durch den Stiefvater),

taz vom 23.7.93

„Keine Klarheit im Umgang mit sexueller Gewalt.“ Papier ist geduldig. Aus dem „Gröbsten“ bin ich raus. Wirklich?

Naja, auf jeden Fall ist sexueller Genuß kein „Fremdwort“ mehr. Was will frau mehr?! – Gerechtigkeit.

Wieder, wenigstens wieder, ein Bericht über einen Prozeß über sexuelle Gewalt/sexuellen Mißbrauch. Und mir, mir kommen die Tränen, wenn ich lese, mit welcher Unverfrorenheit, mit welcher kaltschnäuzigen Selbstverständlichkeit die Glaubwürdigkeit der überlebenden Frau auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt wird. Denn sie hat Glück: Sie ist nicht zu intelligent, kann spontan und assoziativ antworten, ohne sich zu widersprechen.

Sie hat Glück: Sie hat ein ausreichend gutes Erinnerungsvermögen; sie erinnert sich an viele Details.

Wie soll sie diese vielen Details je wieder loswerden?

Es gibt keine neutrale Berichterstattung. Wer unkommentiert Argumentationsstränge dieser Art wiedergibt, stützt diese! Name und Anschrift sind

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