Polizist ohne Aufgabe

■ Türkischer Einwanderungsbund kritisiert Koordinator bei der Polizei

Der „Bund der EinwanderInnen aus der Türkei“ (BETB) hat gestern die Arbeit des kürzlich ernannten „Koordinators für polizeiliche Aufgaben“, Klaus-Dieter Reichert, kritisiert. BETB-Sprecherin Emine Demirbüken befürchtete nach einem Gespräch mit Reichert, daß die Stelle nicht ausreiche.

Dagegen sieht sich Klaus-Dieter Reichert als Vermittler zwischen den Behörden. „Ich bin nicht derjenige, der die Probleme lösen kann“, erklärte er gestern bei einem Besuch des BETB-Büros. Reichert – seit knapp einem Monat Ansprechpartner für AusländerInnen – soll bei Problemen mit der Polizei und den Behörden weiterhelfen. Das können Fragen über die Familienzusammenführung sein, aber auch ganz profane Dinge wie die Anmeldung eines Autos. Seine Mittel sind begrenzt: Zur Verfügung steht ihm nur das Telefon, Sprechstunden gibt es nicht, auch keine Dolmetscher. Nach einem anfänglichen Ansturm ist nun in Reicherts Büro eher Ruhe eingekehrt. Täglich bekommt er fünf bis zehn Anrufe. Bisher sei unter den Anrufern kein einziger in Berlin lebender Türke gewesen.

Emine Demirbüken reicht sein Aufgabenfeld nicht aus: „Wir fordern einen Ausländerbeauftragten bei der Polizei, eine rein administrative Hilfe genügt uns nicht.“ Zwar sei eine Koordinierungsstelle nach den ausländerfeindlichen Angriffen ein erster Schritt in die richtige Richtung gewesen, doch müsse das Konzept der Polizei überdacht werden. Eine Möglichkeit sei, mehr Türken einzusetzen. Der neue Koordinator sieht sich nicht als Beschwerde- oder Antidiskriminierungsstelle für rassistische Überfälle von der deutschen Bevölkerung oder Polizei. „Mein erster Anrufer war zwar ein Amerikaner“, der sich über Polizisten beschwert hätte, die ihn ständig duzen würden, sagt Reichert. Aber bei rassistischen Übergriffen könne auch er nur den Polizeiruf 110 empfehlen. Julia Naumann