Bessere Jobs für Deutsche auch hinter Gittern

■ Überdurchschnittlich viele ausländische Jugendliche in der Jugendstrafanstalt Plötzensee verrichten Hilfsarbeiten / Mehr nichtdeutsches Personal gefordert

Nicht nur auf dem freien Arbeitsmarkt haben ausländische Jugendliche es schwerer als ihre Altersgenossen mit deutschem Paß: Während über die Hälfte der 410 Insassen der Jugendstrafanstalt (JSA) Plötzensee ausländischer Herkunft sind, stellen sie in den JSA-eigenen Betrieben nur etwa ein Drittel der Lehrlinge. „Das Hauptproblem ist die Sprache“, erklärte gestern Fritz Tomaschewski, Geschäftsführer der Arbeitsverwaltung, gegenüber der Presse. Viele sprächen nicht ausreichend Deutsch und endeten deshalb in Kurzausbildungen, der Gärtnerei oder auf dem Bauhof, wo sie „einfache manuelle Tätigkeiten“ ausführten.

Demgegenüber werden die 25 Ausbildungsberufe vom Automobil-Mechaniker bis zum Textilreiniger, die in der JSA angeboten werden, zu etwa zwei Dritteln von Deutschen wahrgenommen. In diversen Werkstätten können sie eine gewöhnliche Lehre absolvieren und am Ende die Prüfung der Industrie- und Handelskammer absolvieren. Nach Aussage des Anstaltsleiters Marius Fiedler hätten jene, die eine Lehre in der JSA auch tatsächlich abschlössen, auch gute Chancen, nach ihrer Entlassung „nicht mehr auffällig“ zu werden.

Für einige ausländische Insassen gehört ihre schlechte Position in den Ausbildungsbetrieben in eine Linie mit rassistischen Tendenzen in der JSA. Wie berichtet, hatten sich vor einigen Wochen bereits 15 Gefangene in einem Brief über Diskriminierungen und Übergriffe von Mitinsassen und Bediensteten beklagt. Mehr ausländisches Personal wünscht sich deshalb der 22jährige B. aus der Türkei. „Mit den Mitgefangenen klappt es oft noch besser als mit den Beamten“ erklärte er gegenüber der taz. Besonders in der Untersuchungshaft sei er von deutschen Wärtern immer wieder „psychisch runtergemacht“ worden. „Ausländer könnten uns vielleicht besser verstehen. Es wäre auch wegen der Sprache gut, wenn es ausländische Ausbilder gäbe. Viele sprechen kaum Deutsch und können hier nichts machen.“

Für Anstaltsleiter Marius Fiedler scheint die Lösung der Diskriminierung hinter den Anstaltsmauern nicht darin zu liegen, verstärkt ausländisches Personal einzusetzen. „Qualifikation entscheidet über die Einstellung, nicht die Nationalität“ erklärte er. Lediglich als Honorarkräfte zur Anleitung ethnischer Gruppen stelle die JSA bewußt Ausländer ein.

Staatssekretär Detlef Borrmann verwies auf rechtliche Schwierigkeiten bei der Einstellung von Nichtdeutschen: Verbeamtete Wärter benötigen die deutsche Staatsangehörigkeit. Möglicherweise könne man aber künftig „versuchen, eine Ausnahmegenehmigung zu erreichen“. Bis dahin wird das Verhältnis auf beiden Seiten der Zellenwände nichts an seiner Kraßheit verlieren: Bei etwa gleicher Anzahl von Insassen und Beschäftigten sitzen über 200 Ausländer sechs nichtdeutschen Angestellten gegenüber. jgo