Verhinderte Bereicherung

■ betr.: "Gnadenloser Rundumschlag" (Rezension zu Eva-Maria Pinls Buch "vom kleinen großen Unterschied"), taz vom 31.7.93

betr.: „Gnadenloser Rundumschlag“ (Rezension zu Eva-Maria Pinls Buch „Vom kleinen großen Unterschied“), taz vom 31.7.93

An diesem Artikel ist das einzig Zutreffende die Überschrift. Ist es schon bedauerlich genug, wenn die Autorin in eben groben Vereinfachungen über Theorien spricht, die sie weder kennt noch mit denen sie sich tatsächlich auseinandergesetzt hat, so trägt eine solche Rezension leider nur dazu bei, die Meinungsbildung auf der Vor(ab)urteilsebene zu halten, und verhindert eine Bereicherung der deutschen Frauenbewegung aufgrund der theoretischen Ansätze aus Italien.

Die Unterstellung, die italienische Frauenbewegung (Mailänder „Affidamento“-Ansatz und die Philosophinnengruppe „Diotima“, Verona) intendierten die Aufwertung des Weiblichen unreflektiert in den traditionellen dichotomen Strukturen, ist einfach bedauerlich daneben und inhaltlich falsch. Es droht den hiesigen Frauen durch solche Bücher und Rezensionen ein theoretischer Zugang verwehrt zu bleiben, der eh bereits durch unzureichende Übersetzungen seitens der deutschsprachigen Verlage ungemein erschwert ist. Corinna Kehlenbeck, Berlin

Ihr seid, wie man weiß, ernsthafte und gebildete Leute. Mannhaft kämpft Ihr für das große I, klitoralen Sex und die Heiligsprechung Alice Schwarzers. Nichts dagegen einzuwenden – zumal man mit Euch immer was zu lachen hat. Zum Beispiel nennt Ihr Euch „Feministinnen“.

Nun bedeutet das lateinische Substantiv „Femina“ ursprünglich „säugend/sich saugen lassend“ [und „Maskulino“ = „wild um sich spritzend“, oder? d.sin.]. Falls es so etwas wie eine feministische Wissenschaft tatsächlich geben sollte (an der Uni Tübingen jedenfalls gibt es keine entsprechende Fakultät), so wäre dies also die Wissenschaft vom Säugen, quasi eine Art Mutterschaftswissenschaft.

Dies wird in Frau Krampes Buchbesprechung leider nicht recht deutlich. Statt dessen ist von der „Dekonstruktion des weiblichen Subjekts“ und ähnlich bedeutungsschwangerem (sic!) Kauderwelsch die Rede, wodurch ich meine These bestätigt finde, daß Ihr Beauties immer dann am unterhaltsamsten seid, wenn Ihr krampfhaft unter Beweis stellen wollt, daß in Deutschland seit neuestem auch Mädels Abi machen dürfen. Ist Evchen eigentlich blond? Sie muß einfach blond sein – Kelly Bundy ist schließlich auch blond.

Dies soll aber keine generelle Kritik an solchen Artikeln sein; im Gegenteil: noch mehr Feminismus in der taz, und ich kann mir mein titanic-Abo schenken. Dag Benhelm, Ehningen