Mit Bernhard in der Golf-Clinic

■ Hausfrauentag auf dem Grün: „Den Sand vom Bunker krieg' ich nicht aus dem Haar“ / Einstiegskosten bis zu 22.000 Mark

Alfred, Mittfünfziger und Berliner Kaufmann, geht etwas in die Knie. Beide Hände umklammern fest den Golfschläger. Mit Schwung fegt er den kleinen Ball vom Abschlag, dreht dabei den rechten Fuß elegant auf die Spitze und schwingt den Schläger bis hinter den Rücken. Daß der Ball kaum dreißig Meter fliegt, kümmert ihn wenig. Auf der Driving- Range – dem Übungsgrün auf dem Golfplatz Prenden im Kreis Bernau – sind Patzer erlaubt.

Der Platz, erinnert sich Alfred, sei ziemlich tückisch: „Ich habe das Auftaktturnier mitgespielt und konnte erleben, wie selbst die Profs (Profispieler) eingegangen sind. Die Roughs (hohes Randgras) waren verdammt schwer zu spielen.“ Die Sandbunker lägen genau dort, wo sie am meisten stören. „Kullerbälle“, da zitiert Alfred den Weltmeister Giedeon, „haben überhaupt keine Chance.“ Sein Handicap – also seine Spielstärke – will Alfred nicht verraten. Aber sein Spiel wirkt, als komme er auf weit mehr als 100. Top-Putter meistern die Anlage mit 72 Schlägen.

An der Theke im Clubhaus wird gefachsimpelt. Alfreds Frau, mit Freundin, meint, daß ihr heute so gut wie nichts gelungen sei. „Hach, mir auch nicht!“ tönt ihre Freundin und ärgert sich: „Den Sand vom Bunker kriege ich nicht mehr aus dem Haar.“ Wer auf der 3.020 Meter langen 9-Löcher-Bahn eingeputtet hat, kann hier beim Après- Golf-Gespräch am offenen Kamin in geselliger Runde plaudern. Alles ist exklusiv und nobel im DDR- Gästehaus-Outfit gehalten, was das Clublokal auch früher einmal war.

Wolf, der Bartender, reicht dazu Zigaretten und Drinks. Das wird gleich mit der Scheckkarte abgebucht, wie alles in den Umland- Golfclubs, wo man glaubt, unter etwas unselbständigen Kleinen zu sein. Zum Training spuckt ein Automat die Bälle aus, wer verschlägt, holt sich Hilfe vom Caddie, und Beinlahme kutschieren mit dem Golfomobil von Loch zu Loch.

Der 120 Hektar große Prendener Golfplatz mit 27 Löchern wurde 1990 von Deutschlands Golfmaster Torsten Giedeon gegründet. Baurechtliche Probleme, so die Clubmanagerin Bergsträsser, gab es nicht. Das Ackerland, teils LPG-Flächen, teils Gästehaus, teils private Parzellen. Der Golfplatz sichert schließlich Arbeitsplätze – für „Greenkeeper und Caddies“. Aber die natürliche „Ondulation des Geländes“ (so die Eigenwerbung) sei erhalten geblieben.

Montags, dienstags und donnerstags ist Hausfrauentag, meint Wolf und wird gesellig: „Nur an den Wochenenden und bei Turnieren ist Trubel. Da ist so richtig was los.“ Sponsoring wie im entfernten Golfclub Tremmen schlägt einem hier nicht gleich entgegen. „Wir sind mit unseren Veranstaltungen top“, meint der Tremmener Clubmanager. Die Berliner Golfnarren bräuchten das. Zum Beispiel das „Hexaglot Skin Game um den adidas Charity Cup“ mit Bernhard Langer, David Gilford und Tennisstar Stefan Edberg oder das „Get-Together-Turnier“, der „Audi-Quattro-Cup“ und die Veranstaltung um die „Lexus-Trophäe“. Damit die Vereinsmitglieder auch was davon haben, bitten die Stars 'ne Stunde in die „Golf- Clinic“ auf dem Übungsplatz und doktern an den Abschlägen herum. Alles fürs Volk.

Die „Antragsformulare auf Spielberechtigung“ indessen erscheinen eher etwas für Distinguierte aus dem 40 Kilometer entfernten Berlin. Als Einstand in Prenden ersteht ein Mitglied eine „Aktie“ der Golfplatz-Prenden-AG im Wert von 22.000 Mark. Der fällige Jahresbeitrag liegt für „Aktionäre“ bei 1.750 Mark, „Nicht-Aktionäre“ müssen 2.750 Mark berappen. Ehepaare und Studenten erhalten Ermäßigungen: Die Aktie kostet den Ehepartner nur 20.000 Mark, Jugendliche bezahlen 250 Mark Mitgliedsbeitrag. In Tremmen ist man/frau mit 18.000 Mark dabei, der Ehepartner mit 11.000 Mark. Vielleicht erklärt sich so, warum Bernhard Langer beim Einputten immer so zittert. rola