Busse zu schnell

■ Reiseunternehmer zahlen lieber Bußgeld

Der Fahrer des Reisebusses, der vom Parkplatz nahe Hildesheim wieder auf die A 7 einbiegt, hat gerade zusätzliches Gepäck aufnehmen müssen: Ein Bußgeld von 120 Mark und einen Punkt in Flensburg wegen Geschwindigkeitsüberschreitung. Hans-Joachim Möller, der sich für das Gewerbeaufsichtsamt Hildesheim an der Kontrolle von Reisebussen auf der A 7 und der A 2 am vergangenen Sonnabend beteiligt, sieht ihm nach: „Die Fahrer sind das schwächste Glied in der Kette“, sagt er.

„Schreiben Sie das ruhig auf, vielleicht macht mein Chef dann mal was“, hatte der Fahrer noch erklärt. Seinem Bus, so ergab die Kontrolle, fehlte die Sondergenehmigung für eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. 80 km/h dürfte er nur fahren, der Fahrtenschreiber dokumentierte das Gegenteil: „Mein Chef wollte die Genehmigung schon die ganze Zeit holen, hat er aber nicht gemacht“, meint der Ertappte.

Mitarbeiter vom Arbeitsamt, der Gewerbeaufsicht sowie natürlich die Polizei sind dabei, wenn schwarzen Schafen unter den Reisebusunternehmen nachgespürt wird. Die Kontrollen sind selten genug, besonders für Burghardt Schulze vom Arbeitsamt Hildesheim: Von 73 Busfahrern konnte ihm ein einziger seine Sozialversicherungskarte zeigen. Jeder Fahrer müßte sie bei sich haben. Sie soll die Schwarzarbeiter vom Lenkrad verbannen. „60 Prozent Beanstandungen — doppelt so viele wie durchschnittlich“, bilanziert Polizeihauptkommissar Günter Kramme nach sechs Stunden an der Autobahn. „Aber das zeigt nur, wie notwendig die Kontrollen sind.“

Hans-Albert Lennartz, Regierungspräsident im Bezirk Hannover, fordert stärkeren Druck auf die Reiseunternehmer: Viele würden bisher für einen Zeitgewinn ein paar Mark Bußgeld in Kauf nehmen. Mehr Kontrollen, automatische Geschwindigkeitsbegrenzer, zwei Fahrer bei Fernreisen — Vorschriften, die in Bonn erlassen werden müßten. „Da passiert zu wenig“, sagt Lennartz, während ein neuer Bus zur Kontrolle rollt. Justus Demmer/dpa