Vorschlag

■ Bayrisches Wesen – „Mit Ächzen und Krächzen“ im BKA

Susanne Weinhöppels Stärken liegen im bayrischen Wesen, obwohl die Kritikerin München einst fluchtartig und zutiefst erleichtert verließ. Das Besondere am bayrischen Wesen ist – von Natur aus erfrischend gradlinig hinterhältig –, daß es so drollig „rundheraus“ poltern kann. Vor allem beim Jammern – dem Motto des Abends. Jammern „verbindet, erlöst, befreit“, es ist der „vertraute und herzliche Umgang“ mit dem, was kaum geändert werden kann – zum Beispiel die Beziehung zum Mann.

Auch wenn es ihrem guten Ruf schaden könnte, nimmt Weinhöppel die Gepflogenheiten beim Sex ausdauernd unter die Lupe. „Hochpoetisch, tief philosophisch“ und „voll volles Rohr in die Sahne“, wie sie mit zuckersüß-zarter Stimme verkündet. Das und der feministische Ton in ihren Liedern klingen vielleicht interessant, sind aber leider nichts Besonderes. Irgendwie geht es doch immer um das eine, bei solchen Veranstaltungen jedenfalls. Mit halbseidenen Bemerkungen verdient sich heutzutage allerdings weder Mann noch Frau einen Orden; und dem Ruf schadet's höchstens noch in Bayern.

Wer sich jetzt schon gelangweilt abwendet, tut Frau Weinhöppel allerdings unrecht. Unbestritten galant und flink huschen ihre Finger über die Harfe, wenn auch die Stimme in höheren Lagen leicht sauerstoffarm klingt. Da wird die Grenze dessen überschritten, was ohne leisen Protest der Nerven zu ertragen ist. Doch sei's noch mal verziehen. Milde gestimmt verzichten wir auf eine Kritik an der Dramaturgie des Abends, die die wilden Höhepunkte, also die etwas anders angeschlagenen Harfe-Saiten, erst ganz ans Ende gesetzt hat; und obwohl es durchaus schön gewesen wäre, wenn früher gesetzte Spannungsmomente der Darstellerin (und uns!) die nervösen Zwiegespräche mit dem Publikum erspart hätten. Statt dessen verläßt sich die Münchnerin auf die exotische Wirkung des Echtbayrischen, gibt – wo's derb wird – auch eine Textprobe zum Einhören und entlockt so manches Schmunzeln, selten allerdings lautes Lachen. Mit melancholisch- heiteren Liedern jiddischen Ursprungs entfernt sie sich schließlich vom bayrischen Hang zum lauten Witz. Und sie erzählt von Frauenträumen, die auch heute noch nicht „salonfähig“ sind, nämlich von der Liebe einer „alten Gans“, einer mindestens 35jährigen Frau, zu einem „jungen Fuchs“ im Teenageralter. Petra Brändle

Noch am 11. August, 20 Uhr, im BKA, Mehringdamm 32–34, Kreuzberg.