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■ Das PorträtMiron Cosma

Sein bevorzugtes Kleidungsstück ist eine schwarze Lederjacke, sein bevorzugter Stil der eines abgebrühten Schlägertyps. Doch wenn Miron Cosma, der Führer der rumänischen Bergarbeiter aus dem Schiltal, mit schriller Stimme und stahlharter Miene zu seinen Kumpel spricht, zieht er sich Arbeitskleidung an und hängt den Grubenhelm an den Gürtel.

Bekannt ist über den Mittvierziger wenig. Um so mehr Gerüchte und Legenden ranken sich um seine Affären mit Frauen und dem kommunistischen Geheimdienst. Im Schiltal, dem Zentrum des rumänischen Bergbaus, arbeitete er einst als Mineningenieur. Es heißt, er sei einer jener zahlreichen Spitzel gewesen, welche die Securitate 1977, nach gewaltsam beendeten Aufständen der Arbeiter, unter Tage beschäftigte. Cosma führte die Bergarbeiter an, als sie im Juni 1990 nach Bukarest zogen und Pogrome unter demonstrierenden Studenten und Zigeunern veranstalteten. Die Verantwortung für die Toten, die diese Aktion forderte, lehnt er bis heute ab.

Dafür „enthüllte“ er nun, nachdem er am vergangenen Montag wieder einmal einen Bergarbeiterstreik ausgerufen hat, was längst bekannt ist: daß er und seine Kumpel im Juni 1990 auf Geheiß von Staatspräsident Ion Iliescu in die rumänische Hauptstadt zogen, um sie von Regimegegnern zu säubern. Als die Bergarbeiter im Herbst 91 erneut nach Bukarest kamen, war es hingegen die Regierung unter Petre Roman, die stürzte. Und auch diesmal stehen die Streikenden gegen die Regierung. Cosma, der ein inniges Verhältnis zum Präsidenten und zur Regierung pflegt, wenn es ihm nützt, läßt sich nun vom Fernsehen dabei filmen, wie er Ministerpräsident Vacaroiu durchs Telefon anschreit.

Vordergründig geht es um Lohnforderungen von bis zu 300.000 Lei monatlich für die Bergarbeiter – das Zehnfache eines normalen rumänischen Durchschnittslohnes. Cosma, dem nachgesagt wird, eine Geheimarmee stehe in seinen Diensten, droht dem Premier, der sich unnachgiebig zeigt, erneut nach Bukarest zu ziehen. Denn im Hintergrund des Bergarbeiterstreikes steht sein politisches Überleben. Einer Vielzahl seiner bisherigen Anhänger sind Cosmas Machtbesessenheit, seine Vergangenheit und seine dubiosen politischen Verbindungen nicht mehr geheuer. Keno Verseck

Der „Führer“ der rumänischen Bergarbeiter Foto: Reuter

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