■ Mit Polens Stränden auf du und du
: Dreckiges Haff

Danzig (taz) – Wie regelmäßig jeden Sommer ist die Hafenstadt Danzig wieder vom Meer abgeschnitten. Wer in der Ostseemetropole baden und gleichzeitig gesund bleiben will, muß weit entfernt aufs Land hinausfahren. Es sei denn, man gehört zum keimresistenten Teil der Bevölkerung, der die Schilder „Strand gesperrt“ ganz einfach ignoriert. Aufgestellt hat diese Schilder wie jedes Jahr Polens Hygienepolizei Sanepid. An der Mehrzahl der Strände der Danziger Bucht ist das Wasser einfach zu dreckig. Nur zur Ostsee hin bietet sich Freunden eines erfrischenden Bades relativ sauberes Wasser.

Der Grund für die Verseuchung: Zu viele Unternehmen und Gemeinden leiten ihre Abwässer ungeklärt ins Frische Haff, das Flachwasser vor den Toren Danzigs. Weil eine Landzunge das Haff weitgehend vom offenen Meer trennt, kann die Dreckbrühe nicht richtig in die Ostsee abfließen. Das soll sich in absehbarer Zeit zwar bessern, da an der Küste zahlreiche neue Kläranlagen im Bau sind, in diesem Jahr aber haben die Bauanstrengungen noch keine Auswirkung.

Besser haben es da die Badegäste der westlichen Woiwodschaften. Nach Auskunft des Warschauer Gesundheitsministeriums sind die Strände in Koszalin und Stettin bis auf einen alle zugänglich und sauber genug, lediglich bei Slupsk (Stolp) sind fünf Strandabschnitte nur bedingt geöffnet.

Auch dort ist Baden in der Ostsee aber nicht unbedingt ein reines Vergnügen. Die Ostsee ist einfach überall relativ dreckig. Die Alternativen sind allerdings selbst in Polen begrenzt: Der südliche Teil der beliebten Masurischen Seen (ab Lötsch/ Gizycko) ist stark verschmutzt, nur der Nordteil ist wirklich sauber.

Der beliebteste Badeort der Hauptstadtbevölkerung, der Zegrzer Stausee bei Warschau, wird in diesem Sommer nur auf der Ostseite freigegeben. Erfrischend keimfrei sind lediglich die zahlreichen Seen der Pommerschen Seenplatte. Sauber, aber nichts für Nichtschwimmer, weshalb es einem allerdings passieren kann, daß man mit einem Verbotsschild konfrontiert wird, weil der See nicht von Rettungsschwimmern überwacht wird. Die einheimischen Nichtschwimmer kümmert das meist wenig, weshalb seit Beginn der Saison auch fast täglich Meldungen über Ertrunkene in den Zeitungen stehen. Klaus Bachmann