Gerangel und Spekulationen um Klöckner-Verkauf

■ Köder Stadtwerke — beißt die PreAG an und kauft Klöckneranteil? / Vulkan soll ins Boot geholt werden

Wer will Klöckner? Diese Frage ist noch relativ einfach zu beantworten: Thyssen/Krupp- Hoesch und der niederländische Hoogovens-Konzern würden gerne zuschlagen. Doch die sollen Klöckner nicht kriegen, finden jedenfalls Klaus Hilker, Chef der Bremer Hütte, die Belegschaft und Bürgermeister Wedemeier. Thyssen und Hoogovens wollen früher oder später die Warmbreitbandanlage schließen — Klöckner würde keinen Stahl mehr herstellen, sondern nur noch fertige Bleche weiterverarbeiten. Damit hätte sich Thyssen einen Konkurrenten vom Hals geschafft und rund 800 Millionen Mark gewonnen — die hat das europäische Stahlkartell demjenigen versprochen, der eine Warmbreitbandanlage schließt.

Wer dann wird Klöckner kriegen? Darüber gibt es bislang nur Gerüchte. Senatspressesprecher Klaus Sondergeld: „Alles Spekulationen“, entschieden sei noch nichts. Interessenten, die Klöckner nicht gleich wieder dichtmachen, müssen nämlich mühsam geködert werden. Wer kauft schon mitten in der europäischen Stahlkrise eine Stahlhütte? Wedemeier und Hilker träumen von einem „Stahlwerk Norddeutschland“, an dem mehrere Firmen, möglichst aus der Region, beteiligt sind. Zwei Namen werden in der Gerüchteküche besonders häufig genannt: Der Energiekonzern PreussenElektra (PreAG) und Vulkan-Chef Friedrich Hennemann. Der Köder für die PreAG ist schon ausgeworfen: ein Viertel der Stadtwerke.

Die PreAG steht ja schon länger in den Startlöchern für den Bremer Energiemarkt. Hat außerdem einen Liefervertrag mit Klöckner für die Spitzenlastzeiten, die von den Stadtwerken nicht abzudecken sind. Warum also nicht die PreAG um die Beteiligung bitten und ihr ein Viertel Stadtwerke zum Kauf anbieten?

Und Vulkan-Chef Hennemann, so heißt es, ist der Stadt ohnehin einiges schuldig: Hat doch Bremen 1988, als er Atlas- Elektronik gekauft hat und nicht zahlen konnte, eine Bürgschaft übernommen. Der Vulkan hat Krupp nämlich statt Geld schlecht stehende eigene Aktien gegeben mit dem Versprechen, daß die Anfang '94 einen Wert von 125 Mark pro Stück haben. Ansonsten zahlte die Stadt die Differenz. Jetzt haben wir Herbst '93 und die Aktien liegen bei etwa 75 Mark. Müßte die Stadt also rund 150 Millionen an Krupp zahlen. Also, Herr Hennemann, tun Sie was für das Geld, mag es da geheißen haben, kaufen Sie wenigstens zehn Prozent von Klöckner. Woher die Stadt dann das Geld für die Bürgschaft nimmt? Vom Erlös des Stadtwerkeverkaufs.

Die Belegschaft bei Klöckner, mittlerweile auf 4.700 „gesund“geschrumpft, weiß von gar nichts. Betriebsrat Eike Hemmer: „Wir kennen die wirkliche Haltung der Konzernspitze nicht.“ Der nach all den Kämpfen um den Erhalt der Hütte erschöpften Belegschaft ist ziemlich bang: Denn noch immer verhandele die Konzernspitze mit Hoogovens, dem Interessenten also, der große Teile schließen will. cis