■ Das Portrait
: Maawiya At-Taya

Wo steckt der Präsident Mauretaniens? Foto: dpa

Kommt der Präsident heute nacht oder morgen? Wo steckt er überhaupt? Das sind die Fragen, die sich die zwei Millionen Einwohner des afrikanischen Staates Mauretanien seit Tagen stellen. Präsident Maawiya Walad Saiydi Ahmad At- Taya machte sich vor zwei Wochen ohne große Worte auf nach Paris und ward seitdem nicht mehr gesehen. In der mauretanischen Hauptstadt Nouakchott brodelt nun die Gerüchteküche.

In einem scheinen sich alle einig: Der Präsident liegt irgendwo im Krankenhaus. Unterschiede gibt es aber schon bei der Diagnose. Von einer Nierenentzündung ist da die Rede, aber auch von Leberzirrhose oder einer Prostata-Operation. Auf offizieller Seite herrscht dagegen Schweigen. Der Chef des Landes weile einfach in der Sommerfrische, heißt es gelegentlich inoffiziell.

Das mag aber niemand so recht glauben. At-Taya ist bekannt als ein Mann, den nie das Fernweh plagt. Nur selten besuchte er internationale Konferenzen. In seiner neunjährigen Regierungszeit hat der Präsident nur einmal außerhalb seines Heimatlandes Urlaub gemacht – 1987, eine Woche lang in Algerien.

At-Taya kam 1984 durch einen Militärputsch in Mauretanien an die Macht. Im Januar letzten Jahres wurde er nach acht Jahren Militärherrschaft bei den Präsidentschaftswahlen in seinem Amt bestätigt. Obwohl At-Taya sein Land im Inneren politisch öffnete, wirft die Opposition ihm weiterhin vor, daß seine herrschende Partei der Sozial-Demokratischen Republikaner in Wirklichkeit die Macht in den wichtigen Institutionen nicht aus der Hand gegeben habe. Bei dem Präsidentschaftswahlen beschuldigte ihn die Opposition der Wahlfälschung und boykottierte daraufhin die anschließenden Parlaments- und Ältestenratswahlen.

Und was geschieht, wenn At-Taya nicht wiederkommt? Laut Verfassung würde der Vorsitzende des Ältestenrates die Geschäfte des Präsidenten übernehmen. Mauretanien, mit seiner mehrheitlich hellhäutigen maurischen Bevölkerung, hätte damit zum ersten Mal in seiner Geschichte einen schwarzen Präsidenten.

Nun, heute wird man weitersehen. Denn für den 11. August hat At-Taya einen offiziellen Besuch in der Provinz Inchiri angesagt. Spätestens dann müßte er seinen Urlaub, falls es nun einer war, abbrechen. Karim El-Gawhary