Seit langem erster Fall von Cholera in Berlin

■ Gesundheitssenator Peter Luther hält Epidemiegefahr für ausgeschlossen / Tropenmediziner: Der Spuk ist bald vorbei

Wegen Cholera wird seit vorgestern ein 14jähriges Mädchen in Berlin behandelt. Damit trat die Tropenkrankheit seit langem erstmalig wieder in der Stadt auf. In der gesamten Bundesrepublik wurde im letzten Jahr nur ein Fall festgestellt. Gefahr für die Erkrankte besteht nicht, versichern Ärzte der Uniklinik „Rudolf Virchow“. Eine Infektionsgefahr für die Bevölkerung besteht nach Angaben von Gesundheitssenator Peter Luther (CDU) „gar nicht“.

Drei in Berlin lebende pakistanische Familien waren am Dienstag auf dem Flughafen Schönefeld gelandet, das Mädchen klagte über Durchfall. Daß die Eltern sofort einen Arzt aufgesucht haben, lobte Luther gegenüber der taz, „und es war ein Glück, daß der behandelnde Arzt sofort die richtige Diagnose stellte und das Kind an die Klinik überwies“. Auch die 15 weiteren Mitglieder der Familien wurden bis gestern morgen in der Klinik aufgenommen und untersucht. „Der erste Fall hat sich bestätigt, möglich sind zwei bis drei weitere“, berichtete Luther. Alle 16 Pakistani befinden sich unter Quarantäne. Die übrigen Passagiere des Flugzeugs seien nicht gefährdet.

Eine Epidemie in Berlin sei ausgeschlossen, betonte Luther. Der nachgewiesene Erreger O 139, eine harmlosere Form des Bakteriums, überträgt sich über Fäkalien. Nur wenn Bakterien im Stuhlgang durch Wasser ins Essen gerieten, könne sich die Krankheit verbreiten. Luther: „Cholera ist nur im absolut flüssigen Milieu übertragbar.“ Diese Gefahr besteht nicht in Ländern, in denen Trinkwasser zuverlässig gereinigt ist.

Auch über Schmierinfektion könne die Krankheit weiterverbreitet werden, erklärte der Kreuzberger Tropenmediziner Dr. Hans Lechermann der taz auf Anfrage: „Wenn sich ein Angesteckter den Po mit den Händen wäscht und diese nicht gründlich reinigt, etwa bevor er einen Salat zubereitet, kann der Erreger dadurch in die Nahrungskette gelangen.“ Das sei in Berlin jedoch extrem unwahrscheinlich; die Bevölkerung sei nicht gefährdet, bestätigte er.

Zudem hält Lechermann Cholera für einfach zu behandeln. Die Patienten bekämen ein Antibiotikum und Infusionen, „und dann ist der ganze Spuk in ein paar Stunden vorbei“. Mit ein paar Tagen rechnet Luther zwar schon, doch auch er sieht keine Gefahr für das erkrankte Mädchen. Vor allem weil die Eltern sofort einen Arzt aufgesucht hatten, so Luther, sei der Fall völlig unproblematisch. „In der Regel gehen die Leute nicht zum Arzt, sondern schieben ihren Durchfall auf eine Magenverstimmung“, so der Gesundheitssenator. Gerade nach Reisen in tropische Länder müsse man besonders aufmerksam sein, riet er. ca