Die Anderen
: New York Times

■ betr.: Madeleine K. Albright, UNO-Gesandte der USA in New York, zu Somalia

Madeleine K. Albright, UNO-Gesandte der USA in New York, zu Somalia:

Nach dem Tod vierer US-Soldaten mögen mehr und mehr Amerikaner fragen, warum wir uns um die Versuche der UNO scheren sollten, einen gescheiterten Staat wiederaufzubauen. Präsident Clinton meinte, wir hätten keine andere Wahl, als unsere Soldaten zu schützen und sicherzustellen, daß die Mission gelingt. Aber Frieden gibt es nicht über Nacht. (...) Denen, die den Friedensprozeß stören, muß man Einhalt gebieten. (...) Indem man General Aidid zu entwaffnen sucht, erfüllt die UNO ihr Mandat. Die frühere, von den USA angeführte Intervention unter Bush war auf humanitäre Hilfe festgelegt. Die neuen Sicherheitsrats-Resolutionen rufen explizit nach einer Entwaffnung der somalischen Fraktionen, da sonst weder humanitäre noch politische Ziele gewährleistet sind. (...)

Die Hungersnot 1991-92 war kein Naturgesetz, sondern Ergebnis des Verhaltens jener Kriegsfürsten vom Schlage eines Aidid. Anders als andere warlords blockierte er Versuche der UNO, die Gewalt zu beenden und das Land wiederaufzubauen. Piraterie heißt für ihn Wohlstand. Er will Somalia in Anarchie belas-

sen. (...)

Der Sicherheitsrat verlangt seine Festnahme, Haft und einen Prozeß. Verteidiger eines Appeasement vergessen, daß die UNO vergangenes Jahr versuchte, mit General Aidid zu kooperieren – ohne Erfolg.(...). Ja, militärische Operationen können humanitäre Anstrengungen komplizieren und zeitweise auch verlangsamen. (...) Es ist kein Geheimnis, daß es jüngst zu UNO-Kommando- und Kontrollproblemen in Mogadischu kam. Aber diese Probleme, zuallererst mit den Italienern, werden gelöst. Schwierigkeiten dieser Art sind auch symptomatisch für die Komplexität internationaler Operationen, die eine militärische Komponente beinhalten. Klar ist aber auch, daß dies in Zukunft von New York aus gelöst wird und nicht von Kommandanten vor Ort. (...) Normalerweise kritisiert man die UNO dafür, daß sie zu wenig tut. In Somalia soll sie nun zu viel tun. Die Arbeit hier ist so neuartig, daß Probleme und Kritik wohl unvermeidbar sind. Die Entscheidung aber ist die, ob wir akzeptieren, daß Somalia wieder in den Abgrund fällt – oder ob wir dem Land und den Menschen zu helfen, von einem gescheiterten Staat zur Demokratie zu werden. Um Somalias und unser willen müssen wir fortfahren.