Monopoly am Millerntor Mit Hamburgs Sport auf Du und Du Ein Ami in Hamburg

Monopoly am Millerntor: Der Weg des FC St. Pauli aus der schweren Finanzkrise ist weit. Bis Ende des Jahres will der Fußball-Zweitligist über einen Ende im Juni vorgestellten Finanzierungsfonds zwölf Millionen Mark von seinen Fans einsammeln. Viereinhalb Monate vor dem Stichtag klingeln bislang 650 000 Mark in der Kasse der „Prof. Sous & Partner Treufinanz GmbH & Co. FC St. Pauli Lizenz KG“. Die Anleger gehen ein Risiko ein. Sollte das Ziel nicht erreicht werden, wird ihre Einlage (mindestens 5 000 Mark) nicht voll zurückerstattet.

„Eine grundsätzlich sinnvolle Idee“, hat die Gesellschaft für Unternehmensanalyse und Beteiligungsmanagement (G.U.B.) aus Hamburg den Machern vom Kiez bescheinigt. Doch Konstruktion und Präsentation des Beteiligungsangebotes sind nach Ansicht der Wirtschaftsexperten auf dem Markt „noch nicht plazierungsreif.“ Der Grund: „Das Sanierungskonzept für den FC St. Pauli ist in sich widersprüchlich.“ Auch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) wird das Millerntor-Modell „skeptisch bis zurückhaltend“ beurteilt.

St. Pauli hat einfach die Schulden in Höhe von 13 Millionen Mark umgeschichtet, für die bislang Präsident Heinz Weisener zum größten Teil bürgt. Zum 1. Juli 1993 wurden die Werberechte für sechs Jahre mit unbefristeter Verlängerung an die „GmbH & Co. Lizenz KG“ verkauft. Der Zweitligist soll dafür im Dezember 8,5 Millionen Mark zur Tilgung von Verbindlichkeiten und Senkung der Zinslast kassieren. 2,25 Millionen davon gehen als Zuschuß an die Profi-Abteilung, der aber zurückgezahlt werden muß, wenn in den nächsten zehn Jahren nicht den Bundesliga-Aufstieg gelingt.

Die „Lizenz KG“ hat der „FC St. Pauli Marketing GmbH“ – dort ist Weiseners Sohn Götz, ein Diplom-Kaufmann, Geschäftsführer – die Werberechte zur wirtschaftlichen Nutzung überlassen. Die KG soll von der Marketing GmbH jährlich 1,3 Millionen Mark kassieren. Beim Geschäft mit der Werbung nahm St. Pauli zuletzt nur rund eine Million Mark ein. Sprudelt die Quelle nicht wie erhofft, steht „Schlüsselfigur“ Weisener für den Differenzbetrag gerade. Der millionenschwere Präsident hat die Fans um Unterstützung für seinen verschuldeten Klub (“nicht durch Spenden, sondern durch Gewinn, den Sie selbst erhalten“) gebeten.

Auf dem Papier sieht das Modell für den Anleger attraktiv aus: Wenn ein Interessent im Jahr ein Einkommen von 120 000 Mark mit 50 Prozent versteuern muß, kann er eine Rendite von neun Prozent erreichen. Für die Mindesteinlage von 5 250 Mark bekäme er nach sechs Jahren 6 730 Mark zurück; dazu hätte er 2 521 Mark Steuern gespart. Gewinn: 4 001 Mark.

Ist das Einkommen – und damit die Steuerersparnis – geringer, bleibt weniger übrig. Wer keine Steuern zahlt, macht nur einen Gewinn von 1 480 Mark. Auf dem Sparbuch ist das Geld besser und sicherer angelegt.

Das Risiko wird verschwiegen, Schwächen werden als Stärken ausgegeben: „Sie partizipieren an einem aufstrebenden, wachsenden Markt der werbetreibenden Wirtschaft“. In Zeiten der Rezession wird in die Sportwerbung freilich nicht mehr so kräftig investiert.

Die Anleger sind im hohen Maß vom sportlichen Erfolg des Klubs abhängig. „Ein sportlicher Abstieg“, räumt Klaus Friedrich von der Sous & Partner Treufinanz ein, „wäre eine kritische Situation.“ Doch beim FC St. Pauli glaubt man felsenfest an eine Rückkehr in die Bundesliga. V. Gundrum (dpa)