■ Kommentar
: Hercula Peschel-Gutzeit

Langsam erschüttert einen nichts mehr. Aber irren ist menschlich. Bereits vor sechs Jahren wurde eine Patientin in der Rhön vor den Strahlenmethoden des Prof. Hübener gewarnt. Kurz nachdem er diese Therapieform im UKE eingeführt hatte. Trotzdem durfte er noch drei Jahre weiter strahlen. Weil alle schwiegen.

Dazu fällt einem nichts mehr ein. Loyalität bis auf die Knochen der Patienten – die Definitionen von Berufsethos und Kollegialität innerhalb der Ärzteschaft scheinen die Grenzen des Makabren schon längst überwunden zu haben. Zynismus und Feigheit – darum geht es.

Zivilcourage hat in diesem UKE-Skandal bislang nur eine bewiesen: Lore Maria Peschel-Gutzeit, Justizsenatorin in Hamburg. Kaum wurde bekannt, daß auch in ihrem Zuständigkeitsbereich auf Kosten von Patienten geschlampt wurde, griff die als resolut gefürchtete Ex-Richterin durch. Die Staatsanwaltschaft bekam einen kräftigen Anpfiff und eine Nachtschicht verordnet: Innerhalb von 24 Stunden verlangte die Chefin über alle Ermittlungsvorgänge der vergangenen Jahre informiert zu werden, die auch nur entfernt etwas mit dem UKE-Skandal zu tun haben könnten.

Damit bewies sie, was ihrem Kollegen Hajen ein Fremdwort zu sein scheint: „Handlungsfähigkeit“, wie man das unter Politikern nennt. Daß Wahlkampf ist, kann man der Justizsenatorin nicht vorwerfen. Sie hätte wohl auch sonst so reagiert.

Und so erweist sich denn in der Affäre um den Augias-Stall UKE neben all den Weißkitteln und Schlipsträgern, die seit Wochen eine Peinlichkeit an die andere reihen, eine Frau als diejenige, die anpackt, was anzupacken ist: Hercula Peschel-Gutzeit. Sven-Michael Veit