Nicht ohne weiteres ohne

■ Ein P.S. von Rolf Rempe, dem Chef des Bremer Theaters, zu seinem Interview in der taz vom 10.8.

„Ohne weiteres ohne Intendanten“ ist ohne weiteres mißverständlich.

Die Freude, daß die taz der schwierigen Situation des Bremer Theaters mit dem ausführlichen Interview vom 10.8. einen respektablen Raum einräumt, wurde ein wenig getrübt durch den Tenor, den der Artikel durch die Komposition der Interviewteile und die Wahl der Überschrift m.E. erhalten hat. Dies könnte zu Fehlinterpretationen führen, denen ich im Interesse der Zukunft des Theaters nicht Nahrung geben möchte.

Daher einige ergänzende Anmerkungen:

1. Im Vergleich der Bundesländer hat Bremen immer eher etwas weniger für die Kultur übrig gehabt; eine traurige Tradition.

2. Das Bremer Theater bildet unter den vergleichbaren Großstädten bei der finanziellen Ausstattung eher ein Schlußlicht. Ich rufe ins Gedächtnis, daß andere Städte für ein Dreispartenhaus im zweistelligen Millionenbereich mehr Geld erübrigen. Vielleicht geht es manchem dann nicht mehr ganz so leicht über die Lippen, daß ein paar Millionen weniger einem solchen Dinosaurier doch kaum schwerfallen dürften.

3. Und trotzdem muß sich das Theater in Zeiten leerer Kassen kritisch fragen lassen: Können noch Kosten gespart werden? Alles andere wäre unsolidarisch.

4. In diesem gedanklichen Zusammenhang setzt das Interview ein. Neben der Frage von Arbeitsablaufstrukturen und der Optimierung der Arbeitsprozesse war vom Spielplan, von Leitungsstrukturen und Leitungsmodellen die Rede. Ein denkbares Modell ist bei Häusern einer bestimmten Größenordnung die Leitung durch einen Geschäftsführer und die Kunst in den Händen von Spartenleitern. Das kann zu mehr Kostendisziplin führen. Keine Frage: Qualifizierte Intendanten nehmen dies genauso ernst, aber eben nicht alle. Doch dieses Modell steht zur Zeit nicht zur Debatte.

5. An einem Theater unserer Größenordnung muß so viel Kompetenz und Kraft vorhanden sein, daß es eine Übergangszeit ohne Intendanten respektabel meistert. Von dieser Leistungsfähigkeit bin ich für unser Haus generell — auch, wie im Interview hinterfragt, in den Positionen der Kapellmeister — überzeugt. Daß dies kein erstrebenswerter Dauerzustand sein kann, muß selbst in Zeiten finanzieller Anspannung kaum betont werden.

6. Bezogen auf das Leitungsmodell des Bremer Theaters kann sich die Überschrift „Ohne weiteres ohne Intendanten“ ohne weiteres nur auf das Interregnum beziehen. Alles weitere ist sorgfältigen Debatten über Theaterstrukturen vorbehalten.

Mit freundlichen Grüßen: Rolf Rempe, Geschäftsführer