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Samaranch-Besuch schon am Wochenende?

■ „Boulevard Olympique“ könnte Kulisse für IOC-Chef bieten / OlympiagegnerInnen kündigen Demonstration an

Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft City, Peter Hosemann, wird der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, bereits am Wochenende in Berlin eintreffen. Der Grund: Das Ku'damm-Spektakel „Boulevard Olympique“ könnte auf den IOC-Vorsitzenden den Eindruck einer olympiabegeisterten Bewerberstadt erwecken. „Europas größtes Straßenfest“ steht in diesem Jahr ganz unter dem Motto „Schlemmen für Olympia“.

Erhärtet wird die Vermutung dadurch, daß Samaranch zusammen mit 50 Mitgliedern des IOC als Ehrengast der 4. Leichtathletik- Weltmeisterschaften in Stuttgart weilt. Im Vorfeld des am heutigen Freitag beginnenden Leichtathletik-Meetings war bereits durchgesickert, daß Samaranch diese Gelegenheit dazu nutzen werde, seine mehrfach verschobene Berlin-Visite nachzuholen.

Zwar dementierte die Olympia GmbH den Wochenend-Termin umgehend, doch die Begründung, Diepgen reise am heutigen Freitag ebenfalls nach Stuttgart und könne somit Samaranch in Berlin gar nicht treffen, hat einen Haken: Der Regierende fliegt bereits am Samstag wieder zurück.

In der Vergangenheit war es immer wieder zu Irritationen um den von den Berliner Bewerbern heiß ersehnten Besuch des Spaniers und ehemaligen Franco-Anhängers gekommen. Zuletzt sagte Samaranch im Mai eine Stippvisite aus Anlaß des 80. Geburtstages des inzwischen zurückgetretenen NOK-Chefs Willi Daume ab. Der Grund: Er wolle den Olympiagegnern der Stadt keinen Anlaß zu Demonstrationen geben. Sicherheitsbedenken sind auch der Grund dafür, warum der laut Olympia GmbH „definitiv vor dem 23. September“ (dem Tag der Olympia-Entscheidung) stattfindende Besuch höchst konspirativ gehandelt wird.

Unterdessen haben das antiolympische Komitee (AOK) und die Berliner Antiolympia Koordination (BAK) für den Tag des Samaranch-Besuchs eine Demonstration am Breitscheidplatz (19 Uhr) angekündigt. Inzwischen sei sogar die Mehrheit der Bundesbürger gegen Olympia 2000, sagte ein Vertreter des AOK zur taz: Der „Boulevard Olympique“ sei somit nichts anderes als ein Potemkinsches Dorf. Ziel der Demonstration sei es, Samaranch klarzumachen, daß er in Berlin „nicht erwünscht ist“. Außerdem sei es ein Skandal, wenn der Senat den roten Teppich vor einem Altfaschisten ausrolle, der noch nach der Franco-Herrschaft im blauen Hemd der Falange marschiert sei.

Für heftigen Wirbel sorgten indes Drohungen militanter Olympia-Gegner an die Adresse Samaranchs. Der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Dieter Hapel, sprach von den Drohungen als „Kriegserklärung gegen die Interessen Berlins“ und fand es unerträglich, wie sich der „Anti-Olympia-Pöbel“ an den Interessen der Stadt versündige. Hapel forderte die Olympia-Sonderkommission des Staatsschutzes auf, ihre Aufklärungsarbeit zu intensivieren. Uwe Rada

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