Schönefeld mindestens bis 2007 offen

■ Der Stadtrand-Airport soll auch nach Eröffnung des Großflughafens in Betrieb bleiben / Anhörung zu Standorten

Schönefeld bleibt mindestens bis zum Jahr 2007 in Betrieb. Das sagte gestern der Staatssekretär des Brandenburger Umwelt- und Raumordnungsministeriums, Paul Engstfeld (CDU), der taz am Rande eines Anhörungstermins zu den Planungen des Großflughafens in Potsdam. Wenn Schönefeld-Süd, als einer von drei möglichen Standorten, nicht der neue Großflughafen wird, soll der heutige Airport eine Art Pufferfunktion übernehmen, so der Staatssekretär. Er solle so lange in Betrieb bleiben, bis die zweite Ausbaustufe des neuen Großflughafens „Brandenburg-Berlin International“ eröffnet werde – allerdings nicht länger als drei Jahre. Beide Landesregierungen hatten bisher versprochen, die Flughäfen Tegel, Tempelhof und Schönefeld würden mit der für das Jahr 2004 vorgesehenen Eröffnung des neuen Großflughafens geschlossen.

Auf der gestrigen „Antragskonferenz zum Raumordnungsverfahren“ in Potsdam stellte die Berlin- Brandenburg Flughafen Holding (BBF) die Vor- und Nachteile der von ihr ausgewählten drei möglichen Standorte Sperenberg, Jüterbog-Ost und Schönefeld-Süd für den Großflughafen vor. Wenn sich im anschließenden Raumordnungsverfahren, das vom Umweltministerium durchgeführt wird, Schönefeld-Süd als der vorteilhafteste Standort herausstellen sollte, sollen die heutige südliche Startbahn und möglicherweise auch Teile der Abfertigungsgebäude weiter genutzt werden. BBF-Geschäftsführer Manfred Hölzel dementierte gegenüber der taz aber, daß die BBF bei einem Zuschlag für Jüterbog oder Sperenberg Schönefeld für eine Übergangszeit weiternutzen wolle. Der Bedarf wäre mit der ersten Ausbaustufe voll gedeckt, meinte er. In der ersten Ausbaustufe soll der neue Großflughafen 20 Millionen Passagiere abfertigen können, mit Inbetriebnahme der zweiten Stufe 30 Millionen.

Auf der Konferenz, an der an die 300 Vertreter der Länder Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie der Bundesregierung, der betroffenen Kommunen, der Träger öffentlicher Belange und der Umweltverbände gab es an allen Standorten erhebliche Kritik. Walter Kaczmarczyk, der Vorsitzende der „Bürgerbewegung gegen den Ausbau des Flughafens Schönefeld“, betonte, daß im Fall Schönefeld-Süd über 80.000 Menschen unter dem Fluglärm zu leiden hätten. Zudem müßten mehr als 1.000 Menschen umgesiedelt werden.

In Jüterbog-Ost sind dagegen Eigentumsfragen weitgehend ungeklärt. Der Berliner Anwalt Reiner Geulen kündigte die gerichtliche Durchsetzung der Rückübertragungsansprüche von Alt-Eigentümern an. Die etwa 150 Besitzer der rund 3.600 Hektar großen Fläche seien in den sechziger Jahren durch die DDR zwangsenteignet worden. Der Pfarrer von Jänickendorf, Wilfried Flach, forderte auch die Entfernung der Altlasten der sowjetischen Streitkräfte; der stark geschädigte Wald solle wieder aufgeforstet werden.

Elisabeth Schroedter von den brandenburgischen Naturschutzverbänden bemängelte bei Sperenberg, daß „die Einschnitte in die Natur zu gravierend“ seien. Die BBF räumte ein, daß die Eisenbahnverbindung mitten durch einen der ältesten Brandenburger Forstbezirke mit geschlossenem Kiefernbestand gebaut werden müßte. Anja Sprogies/Dirk Wildt