Israel: Laut nachgedacht

■ Bald Rückkehr der 400 Deportierten?

Tel Aviv (taz) –Werden die 400 Palästinenser, die im vergangenen Dezember von der israelischen Regierung deportiert wurden, bald aus dem Exil zurückkehren dürfen? Nach einer Meldung des Militärkorrespondenten von Haarez soll dies in der ersten Septemberhälfte geschehen. Ursprünglich war die Exilierung auf 2 Jahre bestimmt worden, mußte dann jedoch als Resultat von Berufungsverfahren beim Obersten Gericht in Jerusalem und infolge amerikanischen Drucks auf 18, später auf acht Monate reduziert werden. Diese Zeit ist nun bald vorüber.

Zu diesem Schritt soll sich Ministerpräsident Jitzchak Rabin verpflichtet haben, obgleich die Gefahr besteht, daß die Rückkehr der Hamas- und Jihad-Führer erneut zu Unruhen in den besetzten Gebieten führen wird. Ein Drittel der Rückkehrer soll sofort auf unbestimmte Dauer in israelische Administrativhaft genommen werden. Etwa 30 sind krank und brauchen längere Behandlung in Krankenhäusern, wohin sie die israelischen Militärbehörden dann auch einliefern wollen. Laut Haarez wollen die Besatzungsbehörden auch öffentliche Empfänge der Familien und der Bevölkerung für die Rückkehrer in den besetzten Gebieten gestatten.

Die Art der Veröffentlichung dieser überraschenden Voranzeige läßt darauf schließen, daß die Rückkehrerlaubnis für alle der 400 Deportierten zu diesem Zeitpunkt etwas mit der Wiederaufnahme der Washingtoner bilateralen Verhandlungen in der ersten Septemberhälfte zu tun hat – und mit der Notwendigkeit einer versöhnlichen Geste gegenüber der palästinensischen Bevölkerung der besetzten Gebiete. Diese hat angesichts der katastrophalen wirtschaftlichen Lage, der unannehmbaren amerikanisch-israelischen Bedingungen sowie des letzten Angriffs der israelischen Armee auf die Zivilbevölkerung im Libanong alle Hoffnung in die Friedensverhandlungen verloren, die seit ihrem Beginn vor zwei Jahren zu einer immer nur weiter wachsenden Misere der Palästinenser geführt haben. Amos Wollin