Konni-Killer

■ Was sich der Genosse Kalli Schönberger beim Zwischenrufen gedacht hat

„Killer seid ihr“ brüllter „Kalli“ Schönberger, Betriebsrat beim Vulkan und bis gestern Nacht Mitglied im SPD-Landesvorstand, als der Landesvorsitzende Konrad Kunick zurückgetreten war. „Weg müßt ihr alle, dafür werde ich kämpfen.“

Für Schönberger ist also Heiner Erling kein Überzeugungstäter. (Hier stehe ich und kann nicht anders.)

Sozusagen aus Versehen, so glaubt Schönberger, wurde Kunick nicht zum Rücktritt getrieben. Denn Erling ist Schatzmeister des Landesvorstandes und wußte, daß der Kunick seinen Rücktritt für den Fall angedroht hatte, daß die Neuwahl des gesamten Landesvorstandes beschlossen werden sollte. Kunick hatte das in der Landesvorstandssitzung deutlich gesagt. Dort war der Antrag (Neuwahl möglichgst bald) von Erling, von Siegfried Ziegert und von dem UB-Nord-Vorsitzenden Detmar Leo vertreten worden.

Auf dem Sonderparteitag war Ziegert nicht zugegen ( wichtige berufliche Termine in Rostock). Daß Erling den Antrag einbrachte, erboste Schönberger so, weil er davon ausging, im Landesvorstand sei solidarische Geschlossenheit vereinbart worden. Das erboste auch Kunick so sehr, daß er den Delegierten als letztes Wort vor seinem Rücktritt entgegenschleudete: „Da seht ihr, mit was für einem Vorstand ich arbeiten mußte.“

Schönberger glaubt nicht an eine individualistische Disziplinlosigkeit. Der Mann, der nach Bonn fuhr und die zweite Stadtwerke-Spende an die Bonner SPD „zurückholte“, sozusagen im unausgesprochenen Interesse Wedemeiers und ohne seinem Vorstand ein Wort zu sagen, ist ein Drähtezieher. „Totschlag aus Versehen“ scheidet also aus.

„Ab heute wird jeder, der eine falsche Diskussion beginnt, zur Rechenschaft gezogen“, hatte Wedemeier wenige Minuten vorher drohend in den Saal gerufen. Sollte Kunick noch unter altes Recht fallen? Wollte sich Wedemeier des unkalkulierbaren Landesvorsitzenden entledigen?

Schönberger glaubt das nicht. Denn: So einen fügsamen Landesvorsitzenden, wie Kunick ihn nach diesen blamablen Entschuldigungen hätte spielen müssen, kriegt Wedemeier nicht wieder.

Bleibt die Frage, wer auf Kunick folgen könnte. Der Ruf nach Ablösung des Landesvorsitzenden kamen nicht nur aus Habenhausen und umzu, sondern auch aus Bremen-Nord, dem Unterbezirk Erlings und des Detmar Leo. Der hatte im Herbst 1991 einen ersten Versuch gemacht, selbst Landesvorsitzender zu werden. Erfolglos. Sollte etwa ... Schönberger kann heute noch rasend werden. Rosi Roland