Licht aus für das erste „Lighthouse“

■ Finanzsenator Elmar Pieroth will Hospiz für Aidskranke in ihren letzten Lebensmonaten nicht finanziell unterstützen

Die Einrichtung des ersten Hospizes für Aidskranke in Berlin ist vorerst gescheitert. Nachdem Mitarbeiter der Berliner Aids-Hilfe und des Selbsthilfevereins HIV e.V. drei Jahre lang in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsverwaltung ein Konzept für das erste „Lighthouse“ in Deutschland erarbeitet haben, verweigert Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) nun die finanzielle Unterstützung des Projekts. Die im März beantragten zwei Millionen Mark zur Unterstützung der Stiftung, die das Hospiz betreiben soll, werden nicht bewilligt. „Wir waren sicher, daß wir das Geld bekommen würden“, kommentierte Bernd Vielhaber, einer der Initiatoren, die Absage. „Schließlich hat die Gesundheitsverwaltung ein Jahr lang einen Mitarbeiter finanziert.“ Nach Aussage von Gesundheitssenator Peter Luther (CDU) habe Pieroth abgelehnt, weil das Land Berlin schlechte Erfahrungen mit Stiftungen gemacht habe.

Nach Vorbildern in London, Basel und Zürich sollte das Berliner Lighthouse, für das auch schon ein mögliches Gebäude gefunden wurde, kein trister Ort des Sterbens, sondern ein „Haus des Lebens“ sein: Neben zwanzig stationären Betten für die Betreuung Aidskranker in ihren letzten Monaten sollten Beratungsstellen, Arztpraxen, eine Sauna sowie Cafés entstehen. Offenstehen sollte das Lighthouse allen Menschen mit HIV und Aids, unabhängig von sexueller Orientierung.

Über den Bedarf an einer derartigen Einrichtung in einer Stadt mit mehr als 8.000 Aidskranken ist Vielhaber sich sicher. „Wir könnten die Betten sofort belegen.“ Immer wieder verblieben Aidskranke in Behandlungsbetten im Krankenhaus – oder landeten auf der Straße. Bei „Zuhause im Kiez“, einem Verein, der Wohnungen an Obdachlose mit HIV oder Aids vermittelt, stehen inzwischen über 280 Leute auf der Warteliste.

In der Gesundheitsverwaltung wird die Ablehnung Pieroths als weniger dramatisch eingeschätzt. „Betten gibt es in Berlin genug“, erklärte Wolfgang Erichson, Mitarbeiter Luthers, gegenüber der taz. Ferner sei ja nicht das Konzept gescheitert, sondern lediglich die staatliche Unterstützung der Stiftung. Er empfiehlt den Initiatoren, sich weiterhin nach Sponsoren umzugucken.

Als „Mythos“ bezeichnet Vielhaber die angeblich gesicherte Versorgung Aidskranker in Berlin. Auch die Suche nach Sponsoren hält er nun für aussichtslos. „Nachdem Herr Luther laut verkündet hat, man habe schlechte Erfahrungen mit Stiftungen gemacht, wird uns wohl keiner mehr unterstützen wollen.“ Und: „Der Senat läßt die Lücken im Versorgungsnetz für Menschen mit HIV und Aids immer größer werden.“

Ein winziger Lichtblick besteht unabhängig von staatlicher Finanzierung: Zwei Nonnen des Franziskanerordens planen, an ein Kloster angeschlossen ein Mini-Hospiz mit vier Betten einzurichten. Ein genaues Konzept liegt allerdings bisher nicht vor. jgo