Paloma auffe Leiter

■ Gelungener Summertime-Festival-Auftakt mit den Vielseitigkeitsmusikern „Die Strombolis“ auf Kampnagel

„Das Leben ist so ungenau“, groovten die Strombolis, die vier Jungs ohne jegliche Attitüden, reich und berühmt zu werden, im Westcoast-Sound. Zum Auftakt des Summertime Festival, das mit Musik, Theater und Kabarett bis zum 11. September das Kampnagelgelände unsicher machen will, versammelten Christian von Richthofen, Stefan Gwildis, Ralf Schwarz und Jürgen Attig ihre treue Fan-Gemeinde am Freitag in der Halle 2. Schließlich machen sie sich samt ihrer vulkanisch-explosiven Musik- und Spaß-Show rar, touren lieber „Breadless“ und entspannt zwischen Tornesch und Winterhude als von Geldgier gehetzt durch die Gegend.

Das Summertime-Konzert gerät zum Happening, als Christian von Richthofen die Öltonne bearbeitet, sie mit Kettenhandschuhen, die eigentlich zum Schutz von Metzgerhänden bestimmt sind, kratzt, reibt, streichelt und schlägt. Neben Tonne, Kiste und Alu-Stehleiter bespielt die Combo auch konventionelle Instrumente wie Gitarre, Bass, Hammondorgel und Becken.

Die Virtuosität, mit der Schrott und andere Kleinigkeiten musikalisch behandelt werden, und die Begeisterung der Musikanten lassen hören, daß es bei dieser lebhaften Melange zwischen Samba und Jazz, Scarlatti und Blödel-Schlager, Beethoven und Folk-Song nicht auf das teuerste Instrumentarium ankommt. Sympathisch auch, daß der trommelnde und singende Gitarrist und Schauspieler Stefan Gwildis nebenbei noch Reifen verkauft, um sich trotz familiärer Verpflichtungen völlig frei seinen musischen Neigungen zu widmen . Diese Unabhängigkeit verspricht im Musikgeschäft noch die Chance, sich nicht korrumpieren zu lassen.

Mit dieser Einstellung waren Die Strombolisdenn auch der passende Eröffnungs-Gig für das vierwö-chige Festival, das Kampnagel-Dramaturg Michael Batz mit ge-rade mal 20.000 Mark Unter-stützung von der Kulturbehörde aus dem Boden gestampft hat. Anknüpfend an die Anfänge der Kulturfabrik Kampnagel präsen-tiert
Summertime neben Kabaret-tisten und Musikern aus der ganzen Republik auch die Hamburger Kleinkunst-Szene. Bei einem so geringen Etat wundert es auch nicht, daß es einige Wieder-aufführungen gibt. Trotzdem hegt Michael Batz auch Produktions-gedanken für das kleine Festival. Verwirklicht werden sie in diesem Jahr von der
Kabarett-Szene-Ham-burg , die am 18., 19. und 20. August die eigens für Summertime produzierte Mauschelei auf der Bounty oder: Intrige geht vor gibt. Der vorgezogene Hamburger Wahlkampf bietet sicher einiges Futter für Satire. Aber was kann Kabarett heute noch, wenn nicht mal mehr der von der Bonner Regierung betriebene radikale So-zialabbau zu Massen-demos führt? Michael Batz hofft: „Kabarett soll mir helfen, das zu glauben, was ich immer schon befürchtet habe.“ jk Infos/Karten: 040/27084949