Weniger Scheidungen

■ Deutlicher Rückgang in Ostberlin / Der Grund: Kompliziertes Westrecht

Immer weniger Ehepaare im Ostteil Berlins lassen sich scheiden. So hat sich die Zahl der richterlichen Trennungen nach der Wende um mehr als drei Viertel reduziert.

Wurden in den Jahren vor 1989 in der Regel jeweils rund 5.000 Paare geschieden, seien es 1990 lediglich 2.439, 1991 gar nur 846 und im vergangenen Jahr 1.209 gewesen. Drastisch gesunken sei auch die Lust aufs Heiraten. Den rund 11.000 Paaren, die sich vor dem Fall der Berliner Mauer im Durchschnitt pro Jahr das Jawort gaben, standen in den Jahren 1991 und 1992 nur je rund 5.300 gegenüber, stellte das Statistische Landesamt jetzt fest.

Mehr Kontinuität weisen dagegen die Westberliner auf. Die Zahl der Eheschließungen hat sich seit über zehn Jahren auf rund 11.500 bis 13.000 eingepegelt. Ähnlich konstant sieht es auch bei den Scheidungen aus, wo die Zahl in den vergangenen Jahren zwischen 5.267 (1991) und 6.695 (1992) liegt. Über 6.600 Ehen wurden im vergangenen Jahr in Berlin insgesamt geschieden. Fast dreimal so viele Paare gaben sich das Jawort.

Eine Ursache für die Scheidungsrückgänge im Osten liegt offenbar auch in dem wesentlich komplizierteren bundesdeutschen Scheidungsrecht. Dadurch dauere eine Scheidung im Durchschnitt ein Jahr. Vielen Betroffenen im Osten, wo man früher beinahe so schnell geschieden wie verheiratet war, erscheine dies unerklärlich. ADN