Böse Ordenskrise in Österreich

Wien (dpa/taz) – In Österreich, traditionell bekannt wegen seiner unübersehbaren Zahl von Titeln und Ehrenbezeichnungen, ist die Welt nicht mehr in Ordnung. Eine regelrechte „Ordenskrise“ diagnostizierten am vergangenen Freitag die Salzburger Nachrichten. Sie empfahlen gar: „Orden und Ehrenzeichen abschaffen“! Die Krise ist hausgemacht und einmal mehr durch den Chef der rechten FPÖ, Jörg Haider, ausgelöst. Denn der soll „für Verdienste um die Republik Österreich“ das Goldene Ehrenzeichen mit Stern verliehen bekommen. Ein Aufschrei ging durch den Blätterwald, der Haider, ausgerechnet der soll einen Orden bekommen. „Regelbeförderung“, hielt Parlamentspräsident Heinz Fischer seinen Kritikern entgegen: Alle Abgeordneten der Volksvertretung kämen einmal an die Reihe, Haider sei nicht zu übergehen. „Österreich – seine Titel, seine Orden. Darüber sind schon alle Satiren geschrieben“, seufzte das Massenblatt Kurier. Wie wichtig die Ordensfrage dennoch ist, zeigt auch das 1.000 Seiten dicke Lexikon der Behörden und Institutionen, in dem die Hälfte mit der Aufzählung der Ehrenzeichen gefüllt ist. Nur noch Fachleute können verstehen, was die bis zu 30 Kürzel hinter einem einzigen Namen bedeuten: GrSE/B, GrGE/St, GrSE/St, Bgl KmtK/St ist da zu lesen. Gemeint sind das Große Silberne Ehrenzeichnen am Bande, das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern, das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern und das Komturkreuz mit dem Stern des Landes Burgenland. Wer keinen Titel besitzt, muß dagegen einen Ausweg beim unverfänglichen, aber immer treffenden „Herr Sekretär“ suchen.