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■ Austria: Faules Fleisch ist nicht immer faules FleischMuffig riechende Stellen entfernt

Wien (taz) – Hanns Mraz, Geschäftsführer des Bundesgremiums des österreichischen Lebensmittelhandels, sieht die Sache mit dem jüngsten Fleischskandal in der Alpenrepublik nicht so eng. Sicher, den Verbrauchern zwischen Salzburg und Wien stank zum Himmel, daß die Supermarktketten das Fleisch nach Ablauf der Haltbarkeitsfrist nicht etwa vernichteten, sondern regelmäßig umpackten und mit taufrischen Daten versahen. Aber dabei hatten sie stets penibel darauf geachtet, etwaige graue und muffig riechende Stellen fein säuberlich herauszutrennen. Danach wurden die Fleisch- und Wurstwaren immer wieder und so lange in die Auslagen gelegt, bis irgend jemand sie dann doch kaufte. Eine Supermarktkette warb übrigends jahrelang mit der genialen Idee, daß jede KundIn, die tatsächlich eine Packung mit überschrittenem Haltbarkeitsdatum in den Regalen fände, eine schlachtfrische (!) gratis dazubekäme. Wie wir heute wissen, konnte das schlicht niemand schaffen. Der österreichische Verbraucher wurde von den findigen Verkäufern wie beim Hase-und- Igel-Spiel rangenommen. Faulfleisch-Funktionär Mraz gab nun zu bedenken, daß ja „lediglich 30 Prozent aller Proben mangelhaft“ gewesen seien. Noch genauer: „In Tirol sind von den 3,1 Millionen verkauften Fleischpackungen 200 Proben beanstandet worden“, womit nur 0,06 Promille überaltert gewesen sein können. Natürlich stimmt das nicht. Wenn 30 Prozent aller Supermarkt-Stichproben schlecht gewesen sind, ergibt die Hochrechnung für Tirol um eine Million vergammelter Packungen. Ein anderer Funktionär, Konrad Brustbauer, geht noch einen großen Schritt weiter: „Das Lebensmittelgesetz spricht doch bereits von gesundheitsschädlich, wenn der Konsument noch gar nichts merkt“, jammerte der Mann, der hauptberuflich einer sogenannten „Codexkommission“ des Lebensmittelhandels vorsitzt. Da konnte die von Supermarktanzeigen stets übervolle Kronen-Zeitung auch nicht mehr schweigen. Wo denn nun eigentlich der Skandal sei, wollte das Blatt entrüstet wissen und fügte die in diesem Sinne naheliegende Antwort gleich bei: Es habe doch schließlich keine Toten gegeben. Falk Madeja

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