Unterm Strich

Ohne die linksalternative tageszeitung zu zitieren, kann die Presseagentur apd noch nicht einmal Roman Polanski zu seinem 60. Geburtstag gratulieren. „Zwar bezeichnete eine respektlose Kritikerin ,Bitter Moon‘ als ,Beitrag zum europäischen Altherrenkino‘. Doch obwohl Polanski in diesem Film fast exibitionistisch die Reize der jungen Hauptdarstellerin Emanuelle Seigner – seit 1989 seine dritte Ehefrau – zur Schau stellte, zeigte sich einmal mehr auch der begnadete Leinwandzauberer, der die Widersprüchlichkeit der menschlichen Existenz, ihre Obsessionen und psychischen Deformationen in zugleich verstörende wie betörende Bilder zu bannen vermag.“ Wir haben nur eine einzige Deformation gesehen, und das war die unserer verdammt guten Laune, die seinerzeit heftigen Attacken von seiten der Herren Polanski, Schlöndorff, („Homo Vater“), Rivette („La Belle Schnösschnös“) und – argggghhhh – Louis Malle („Verhängnis“) ausgesetzt war. Respektlos ist gar kein Ausdruck für die Aufwallungen gegenüber einer Graumelierten-Riege, die ihre untoten Glib-Finger nicht aus anderer Leute Bonne Maman-Marmeladentöpfchen heraushalten kann, und deren Bilder ungefähr so betörend sind wie ein Wochenendbesuch in der Uckermark. Anyway: Herzlichen Glückwunsch.

Immerhin werden wir nicht ewig darben, denn Liza Minelli, die zunächst etliche Termine abgesagt hatte, wird nun doch eine Deutschland-Tournee machen. Gemeinsam mit Ray Charles und Shirley Bassey wird sie im November nach Essen, Frankfurt, Berlin und München reisen.

Unter dem vielversprechenden Namen Erotique firmiert ein Filmprojekt, bei dem vier Regisseurinnen aus verschiedenen Kulturen – Monika Treut (Teutschland), Lizzy Borden (USA), Clara Law (Hongkong) und Ana Maria Magalhaes (Brasilien) ihre Einfälle zum Thema präsentieren sollen. Lizzy Borden hat eine Telefon-Sex-Komödie gemacht, Monika Treut irgend etwas, wo der Mann am Ende stirbt. Wenn wir ihnen jetzt verraten, wer in ihrem Film am Boden liegt als Versinnbildlichung des Dramas des Deutschen Films, so werden Sie gewiß freudig mit den Füßen scharren: 's ist der Christoph, der Schlingelsief, der hier mal wieder den Jesus markieren will und kann und soll und darf.

Was sagt der arabische Bäcker zu seinem Lehrling? Hätten Sie's gewußt? Bagdad!

Nochmals unseren Glückwunsch: Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden hat den französischen Spielfilm „Le Jeune Werther“ (haben Sie gehört, Polanski? Jeune!) des Regisseurs Jaques Doillon mit dem Prädikat „Besonders Wertvoll“ ausgezeichnet. Dieselbe Bewertung erhielt auch „Posse“, der erste große schwarze Western von Mario van Peebles, mit dem Sie übrigens zum Filmstart ein höchst apartes Interview in dieser Ihrer tageszeitung lesen können.