Bundesregierung läßt Selbstmordthese fallen

■ Zweiter Bad-Kleinen-Bericht räumt Pannen ein

Berlin (taz) – Im zweiten modifizierten Bericht der Bundesregierung über den Einsatz in Bad Kleinen rückt die Bundesregierung von der These, Wolfgang Grams hätte Selbstmord gemacht, erheblich ab. Der Bericht, den die taz auszugsweise dokumentiert, wird den Abgeordneten des Innenausschusses am Mittwoch vorgelegt. Darin wird nun festgehalten, daß sowohl die Geschwindigkeit, in der am Bahnsteig geschossen wurde, wie auch die Fundstelle der Waffe von Grams gegen Selbstmord sprechen. Die Konsequenzen dieser Feststellung, die Widersprüche der Polizeiaussagen neu zu bewerten, weigert sich Innenminister Kanther jedoch weiterhin zu ziehen. Alles nur Dilettantismus. Ein der taz vorliegender alternativer Steckbrief über Klaus Steinmetz legt dagegen die Vermutung nahe, daß die vermeintlichen Pannen durchaus Methode hatten. Eine „Recherchegruppe“ beschreibt darin detailliert, wie Steinmetz nach den tödlichen Schüssen in Bad Kleinen versuchte, wieder Kontakte in der Szene aufzunehmen, offenbar in der Hoffnung, seine Spitzeltätigkeit erfolgreich abstreiten zu können.

Wie der Spiegel heute berichtet, haben 18 inhaftierte RAF-Mitglieder gefordert, für ein bis zwei Wochen zusammengelegt zu werden, um über Gewaltverzicht zu diskutieren. Am Ende könnte nach Angaben eines RAF-Häftlings eine Erklärung stehen, daß terroristische Gewalt nicht mehr vorstellbar sei.

Der rheinland-pfälzische Justizminister Peter Caesar (FDP) will die Initiative der RAF-Häftlinge unterstützen, „wenn der Gedanke der kurzzeitigen Zusammenführung Erfolg verspricht und sich daraus eine Absage an künftige Gewaltanwendung ergibt“. Nach Informationen von Focus sollen der Vizepräsident des BKA, Gerhard Köhler, und der Abteilungsleiter Terrorismus versetzt werden. Tagesthema Seite 3, Doku Seite 10