■ Kommentar: Restnatur unter Druck
Die erfreulichen Nachrichten von Seeadler und Storch dürfen nicht darüber hinwegtäuschen: Hamburgs Restnatur steht unter Druck. Nicht nur, daß die letzten Reservate von Wildwuchs in der Großstadt zwangsläufig vor allem der Naherholung dienen. Wo sich in Naturschutzgebieten wildgewordene Haustiere austoben, Lagerfeuer prasseln und militante Zweibeiner Krieg spielen, haben wildlebende Pflanzen und Tiere wenig Chancen. Auch auf den nicht geschützten Grünflächen, die der Bauboom übrigließ, steht Naturschutz nicht an erster Stelle: Gewerbe oder Wohnungsbau ist da die Frage.
So wundert es nicht, daß das Landschaftsprogramm, eine laut Hamburgischem Naturschutzgesetz seit über zehn jahren vorgeschriebene gesetzliche Planungsgrundlage, noch immer nicht verabschiedet ist. Zwar kann die Umweltbehörde, deren Kind das inzwischen zwei Jahre alte Programm ist, den Schwarzen Peter zur Stadtentwicklungsbehörde schieben, wo das Programm seit 1991 liegt. Denn dort wird die Natur zum Spielball der planerischen Interessen.
Eine Bestandsaufnahme und Bewertung nützen da nicht viel. Die Umweltbehörde hat Altenwerder als „hochgradig wertvoll“ eingestuft. Doch Bürgermeister Voscherau will nicht davon lassen, die dort lebenden seltenen Beutelmeisen durch Container zu verdrängen. Auch die Tage vieler Pflanzen und Tiere an der Bille sind möglicherweise gezählt, wenn Gewerbe und Wohnungsbau gen Südosten drängen. Artenschutz- und Landschaftsprogramm müssen zur verbindlichen Planungsgrundlage werden, bevor die letzten ökologischen Nischen verbaut sind. Vera Stadie
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