Kinderbauern wollen sich wehren

■ Bezirksamt Kreuzberg entscheidet heute über die zukünftige Nutzung des Geländes am Leuschnerdamm / Auf dem Gelände sollen Wohnungen und eine Kita gebaut werden / Symbolische Aktionen sind geplant

Heute entscheidet sich im Bezirksamt Kreuzberg die Zukunft des Kinderbauernhofes am Mauerplatz. Auf einer Sitzung beschließt es über die zukünftige Nutzung des Geländes zwischen Leuschner- und Bethaniendamm. Seit zehn Jahren können hier Kinder spielen und toben, aber auch den Umgang mit Gänsen, Ponies und Kaninchen lernen sowie Gemüse und Kartoffeln anbauen.

Jetzt sollen auf dem Gelände Wohnungen und eine Kita entstehen. Wenn auch eine Schule dazukäme, blieben dem Kinderbauernhof gerade noch 4.335 Quadratmeter – von bisher rund 9.000 Quadratmetern. Baustadträtin Erika Romberg (Grüne/AL) hofft noch, man werde nur die Baulücke am westlichen Geländerand schließen und eine Fläche von 8.300 Quadratmetern frei lassen. „Kreuzberg hat schon einen eklatanten Mangel an Grünflächen“, sagt sie. Auch sei der Kinderbauernhof an dieser Stelle eine bewährte und gewachsene Einrichtung, auf die der Bezirk nicht verzichten dürfe.

Die BetreiberInnen des Kinderbauernhofes sind entschlossen, sich gegen ihre „Austrocknung“ zu wehren. Sie wollen nicht nur am 24.September den Planungsausschuß im Bezirksamt belagern, der die heutigen Beschlüsse umzusetzen hat. Am 18. September planen die BetreiberInnen ein großes Straßenfest mit Spiel, Musik und Theater. „Ehe das Abgeordnetenhaus im Herbst endgültig die Streichung der Gelder absegnet, wollen wir noch einmal deutlich machen, was hier kaputtgemacht werden soll“, hieß es am Sonntag auf einem Plenum, zu dem sich MitarbeiterInnen, Eltern und NachbarInnen versammelt hatten. Im Mai hatte der Hauptausschuß des Abgeordnetenhauses beschlossen, den Kinderbauernhof im nächsten Jahr nicht mehr finanziell zu unterstützen. Das Haushaltsgesetz sehe pro Innenstadtbezirk nur einen Kinderbauernhof vor, und Kreuzberg habe schon einen im Görlitzer Park, hieß es. Nach Angaben der Betreiber belaufen sich die Zuschüsse auf 100.000 Mark jährlich.

Auf dem Fest soll symbolisch die Grenze zwischen Mitte und Kreuzberg so verschoben werden, daß der Kinderbauernhof dem Bezirk Mitte zugeordnet wird. Die Jugendstadträtin des Bezirks Mitte hatte vorgeschlagen, den Bauerhof Mitte zuzurechnen und ihm damit die Förderung durch den Senat zu erhalten. „Wir stellen uns aber schon darauf ein, ab Januar ohne staatliche Förderung auszukommen“, sagt Annette Martens, Erzieherin auf dem Kinderbauernhof. Seit Juni sucht der Verein Fördermitglieder. Einige hat er bereits, aber richtig anlaufen werde die Spendebereitschaft wohl erst gegen Jahresende, vermutet sie. Corinna Raupach