Deportierte nehmen Vorschlag Israels an

■ Mutmaßliche Hamas-Aktivisten kehren schrittweise zurück

Jerusalem/Beirut (AFP/dpa) – Knapp 400 von Israel nach Südlibanon deportierte Palästinenser haben am Wochenende eingewilligt, schrittweise in die besetzten Gebiete zurückzukehren. Die mehrheitlich der Untergrundorganisation Hamas nahestehenden Palästinenser gaben damit ihre bisherige Forderung nach einer umgehenden Rückkehr aller Deportierten auf, wie sie von der UN-Resolution 799 verlangt worden war.

Die 396 Ausgewiesenen leben seit dem 17. Dezember in einem Zeltlager im Gebiet zwischen der israelisch besetzten „Sicherheitszone“ in Südlibanon und libanesisch kontrolliertem Territorium. Im September sollen 187 von ihnen zurückkehren, eine zweite Gruppe dann im Dezember. Ein israelischer Abgeordneter wies indirekt auf einen Zusammenhang mit der Annäherung zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) hin, die die mit der PLO konkurrierenden Hamas- Aktivisten zum Einlenken bewegt haben könnte.

Der Sprecher der Deportierten, Abdel Asis Rantissi, begründete die Einwilligung mit „gewissen Entwicklungen“. So seien sehr viele Palästinenser im Zeltlager erkrankt. Ein Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz teilte in Jerusalem mit, 25 der Männer seien krank. Ob sie alle zu der ersten Gruppe von 187 Palästinensern gehörten, die im September zurückkehren dürfen, sei noch nicht bekannt.

Rantissi nannte als weitere Begründung, daß die arabischen Delegationen, darunter auch die Palästinenser, wieder an den Verhandlungstisch zurückgekehrt seien. Die Nahost-Gespräche waren nach der Deportation zunächst unterbrochen, durch Vermittlungsbemühungen der USA aber wieder aufgenommen worden. Daß die Ausweisung der Hamas-Aktivisten im Nahost-Friedensprozeß keine Rolle mehr spielt, wurde noch deutlicher durch die israelische Einwilligung, direkt mit PLO- Vertretern in der Delegation zu verhandeln. Die Hamas, die in den besetzten Gebieten mit der PLO konkurriert, lehnt jegliche Verhandlungen ab.

Der Vorsitzende des Auswärtigen und Verteidigungsausschusses im israelischen Parlament, Uri Or, brachte das Einlenken der Deportierten mit der jüngsten Entwicklung im Verhältnis Israels zur PLO in Zusammenhang. Die internationale Gemeinschaft habe sich nach der Maßnahme gegen Israel gestellt. „Doch dies hat die Fortsetzung des Friedensprozesses nicht verhindern können“, sagte Or im israelischen Hörfunk.

Der Sprecher des israelischen Verteidigungsministeriums, Oded Ben Ami, teilte mit, diejenigen Deportierten, die vor ihrer Ausweisung im Gefängnis gesessen hätten, würden wieder inhaftiert. Außerdem werde weiter gegen diejenigen ermittelt, die Gegenstand einer strafrechtlichen Untersuchung gewesen seien. Er räumte ein, daß aufgrund von Geständnissen in Israel inhaftierter Hamas-Aktivisten auch gegen einige bisher unbehelligte Ausgewiesene ein Verfahren aufgenommen werden könne.

Unterdessen haben Guerillakämpfer in der Nacht auf Montag in der von Israel beanspruchten Sicherheitszone in Südlibanon einen Posten der israelischen Armee angeriffen. Das berichteten Sicherheitskreise in Beirut. Bei dem Angriff auf die Stellung, die auch von der mit Israel verbündeten Miliz der Südlibanesischen Armee genutzt wird, sollen drei israelische Soldaten getötet und sechs verwundet worden sein. Eine pro-iranische Widerstandsgruppe erklärte in einer Stellungnahme in Beirut, ihre Kämpfer hätten auf israelische Soldaten einen Sprengsatz geworfen. Nachdem den Angegriffenen weitere Soldaten zu Hilfe geeilt seien, hätten sie eine zweite Bombe gezündet.