Soldaten schießen in Kurden-Demonstration

■ Zahlreiche Tote und Verletzte am Jahrestag des Beginn des Aufstandes

Malazgirt/Ankara (AFP/AP/dpa/taz) Neun Jahre nach dem Beginn des bewaffneten Kampfes für ein unabhängiges Kurdistan richtete die türkische Armee am Sonntag offenbar ein neues Blutbad im Südosten des Landes an. Nach Informationen der PKK-nahen Nachrichtenagentur Kurd-Ha eröffneten Soldaten aus Hubschraubern und vom Boden aus das Feuer auf eine Gedenkdemonstration bei der Stadt Malazgirt. Mindestens 50 Menschen sollen erschossen, rund 400 festgenommen worden sein. Anschließend hätten die Soldaten verhindert, daß Verletzte in Krankenhäuser gebracht wurden.

Die französische Nachrichtenagentur AFP liefert identische Informationen aus Malazgirt, beziffert jedoch die Erschossenen auf „mindestens 20“. Die türkischen Behörden hingegen sprachen gestern nur vom Tod dreier Menschen. Wie zur Rechtfertigung heißt es in der offiziellen Erklärung, die Demonstration bei Malazgirt sei „verboten“ gewesen, und unter den Festgenommenen hätten sich auch fünf „mutmaßliche PKK-Anhänger“ befunden.

Bereits am Samstag hatten Soldaten zehn kurdische Demonstranten in Digor getötet. Zu Zusammenstößen zwischen DemonstrantInnen und der Polizei kam es am Wochenende auch im Westen der Türkei, wo ein großer Teil der türkischen Kurden lebt. In Istanbul wurden hundert Teilnehmer einer Demonstration festgenommen.

Gleichzeitig nahmen die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und PKK am Wochenende zu. Nach türkischen Presseberichten kamen 250 bis 300 PKK-Kämpfer in der Provinz Hakkari ums Leben. Angeblich hatten die Rebellen versucht, über die Berge in die Nachbarländer Irak und Iran zu fliehen, und waren dabei von der Armee umzingelt worden.

Ebenfalls am Wochenende hat die PKK drei Touristen in der Nähe des Van-Sees in Türkisch-Kurdistan entführt, wie Kurd- Ha meldete. Die drei Männer – zwei Deutsche und ein Neuseeländer – seien ohne Erlaubnis der PKK in der Region gereist. Angesichts der Bedrohung durch die türkische Armee werde ihre Freilassung erst möglich, wenn ihre Sicherheit garantiert werde, sagt die PKK.