Sanssouci
: Vorschlag

■ Berliner Buffet beim Genossen Zitelmann von der SPD/AO

In den besten Kreisen denkt man derzeit gern über Fragen großer Bedeutung nach: „Die Legende von der zweiten Schuld“, „Die Faschismuskeule“, „Das Genossenkartell“ oder auch den „Kontinent im Umbruch“. Die „Nation“ in all ihren Tiefen und Untiefen, bis vor wenigen Jahren aus Gründen allgemeiner und spezieller Schamhaftigkeit reserviert für Reservisten aller Art, ist gesellschaftsfähig geworden gerade in jenen Kreisen, die mit nationalen Appellen nicht die besten Erfahrungen gemacht haben: die Sozis.

Trotz Helmut Schmidts Nachrüstung und dem Radikalenerlaß Willy Brandts hat die SPD eine Aura von libertärem Vaterlandsverrat nicht ganz loswerden können und in aufgeklärten Kreisen noch immer einen nicht nur schlechten Klang. Dem muß abgeholfen werden, und Tilman Fichter, im Parteivorstand der SPD, steht schon federnd an der Rampe. In der allerbesten Umgebung, den Buchverlagen Ullstein Langen Müller, Propyläen et.al. (aus deren Programmen die oben genannten Titel stammen), präsentiert derselbe seinen historischen Beitrag zum ewig gültigen Problemkreis „Die SPD und die Nation“, und zwar heute um 19.30 Uhr im Deutschen Historischen Museum, auch Zeughaus genannt.

Mit demselben hat es nun seine besondere Bewandtnis: Es diente als Waffenlager deutscher Nation und sieht auch so aus (von weitem leicht erkennbar durch Helmschmuck aller Art an der Fassade); derzeit wird es für die wachsenden Bestände des Kohl-Projektes zur deutschen Identität und der Identität aller Deutschen mit sich selbst und der Nation genutzt.

Tilman Fichter, SPD, präsentiert, wie gesagt, sein neues Buch („Symbolische Politik, Bürgerdialoge oder Diskurse helfen hier nur noch bedingt weiter.“) und wird symbolisch und dialogisch flankiert von den Kollegen Norbert Gansel, SPD, und Dr. Rainer Zitelmann, SPD/AO. Die nationalen Worte werden mit einem echten „Berliner Buffet“ verdaulich gemacht, damit die anhängigen strategischen Fragen zur Überwältigung der nationalen Defätisten mit der notwendigen Gelassenheit erörtert werden können: „Wer diese Verweigerungsfront in der SPD aufbrechen will“, heißt es im gut wilhelminischen Stile, „muß dafür streiten, daß in Berlin endlich eine zweite und wirklich voll funktionsfähige ,Kopfstelle‘ der Gesamtpartei ausgebaut wird. Das jetzige ,Berlin-Büro des Parteivorstandes‘ kann und soll eine solche strategische Aufgabe nicht wahrnehmen. Eine gut funktionierende ,zweite Kopfstelle‘, möglichst gut sichtbar Unter den Linden plaziert, könnte zumindest eines sicherstellen: die demonstrative Anwesenheit der Bundes-SPD im neuen Osten.“ Mit der annoncierten Veranstaltung ist zumindest eines sichergestellt: die demonstrative Anwesenheit der Bundes-SPD in der neuen Rechten. Sonst müßte es Ullsteinsch heißen: „Friedensmacht Deutschland – Versenkt im Pazifik“. jl/ES