Havel-Ausbau: „Alles wird besser als heute“

■ Umweltstaatssekretär informiert sich über Eingriffe in die Flußlandschaft

Lutz Wicke (CDU), Staatssekretär der Umweltverwaltung, war erleichtert. Der geplante Ausbau der „Unteren Havel-Wasserstraße“ führe nicht zu den von Umweltverbänden befürchteten „ökologischen Sünden par excellence“. Sein Fazit zog der Staatssekretär noch an Bord der „Glienicke“, einem Schiff der Umweltverwaltung, von dem aus Vertreter der Wasser- und Schiffahrtsdirektion Ost (WSD) gestern die geplanten Eingriffe erläuterten.

Die „Untere Havel-Wasserstraße“ ist mit ihren 50 Kilometern nur ein Teil des 280 Kilometer langen „Projekts 17“, einer Fluß- und Kanalverbindung zwischen Berlin und Hannover. Das Projekt zählt zu den insgesamt 17 Vorhaben „Verkehrsprojekte Deutsche Einheit“, mit denen die Straßen-, Schienen- und Wasserverbindungen zwischen alten und neuen Bundesländern verbessert werden sollen. Die „Untere Havel-Wasserstraße“ muß laut Peter Neugebauer, Dezernatsleiter der WSD für Sachsen-Anhalt und Brandenburg, auf ihrer gesamten Länge vertieft, auf einer Länge von 17 Kilometern (Silo- und Sacrow-Paretzer-Kanal) um bis zu 80 Zentimeter verbreitert und auf den übrigen 33 Kilometern der Fluß- und Seenlandschaft der Havel an vier Stellen begradigt werden, damit Europaschiffe und bis zu 115 Meter lange Schubverbände Berlin ungehindert erreichen können. Dafür müsse die Havel künftig möglicherweise auch direkt durch die Halbinsel Deetzer Knie geführt werden. Von den Begradigungen wären etwa zwei Kilometer betroffen. Ein Drittel der Ufer sollen repariert werden. „Das wird alles besser aussehen als heute“, versprach Dezernatsleiter Neugebauer begeistert.

Diese Eingriffe in die Flußlandschaft mit Inseln und Halbinseln hält Hans-Joachim Mader vom Brandenburger Umweltministerium allerdings für erheblich. Dabei sei eine Begradigung nicht einmal notwendig, so der Abteilungsleiter an Bord der „Glienicke“, denn Europaschiffe und Schubverbände kämen schon heute um die engste Stelle – das Deetzer Knie – „problemlos“ herum, auch wenn entgegenkommende Schiffe warten müßten.

Noch ist aber nicht entschieden, ob die „Untere Havel-Wasserstraße“ tatsächlich ausgebaut wird. Die Berliner Umweltverwaltung und Brandenburgs Umweltministerium favorisieren nämlich den Ausbau des nördlich gelegenen Havelkanals. Der Ausbau dieser Strecke koste zwar 200 Millionen Mark mehr, doch Wicke sieht erhebliche Vorteile für Berlin. Statt sieben müßten nur zwei Brücken angehoben werden, und die ökologischen Eingriffe seien in ihren Auswirkungen geringer. Langfristig sollen sowieso über diesen Wasserweg die Brandenburger Städte Velten, Hennigsdorf und Oranienburg sowie das polnische Stettin angebunden werden. Der Senat will sich nach der Sommerpause für eine der beiden Trassen entscheiden, berichtete der Umweltstaatssekretär gestern. Dirk Wildt