Das andere Radio

■ Erste Studie über Community-Sender

In den USA waren Radio und Fernsehen vom ersten Sendetag an fest in den Händen der privaten Wirtschaft. Gegen die Informations- und Unterhaltungshegemonie einiger großer Senderketten, die mit ihrem kommerziellen Programm die amerikanische Medienszene prägen, hat sich darum früher als in der Bunderepublik eine breite Bürgerfunkbewegung gebildet. Die Geschichte und Gegenwart dieser alternativen Radiosender beschreibt zum ersten Mal ausgerechnet der deutsche Kommunikationswissenschaftler Peter Widlock in seiner Dissertation „Das andere Radio – Community Radio in den USA“.

Community Radios sind Radiostationen, die sich nicht durch Werbung finanzieren und ihren Hörern Beteiligungsmöglichkeiten bieten. Nach einer historischen Einführung stellt der Autor acht Radiostationen exemplarisch vor: Das älteste Community Radio wurde 1949 von dem Journalisten Lewis K. Hill als publizistisches Organ gegen den McCarthyismus gegründet. KPPA sendet noch heute im kalifornischen Berkeley ein professionell gemachtes Informationsprogramm. Es setzt seinen Schwerpunkt auf Themen, die in anderen Medien zu kurz kommen wie zum Beispiel Berichterstattung über die „Dritte Welt“.

Während KPPA sich aus Zuschauerspenden finanziert, werden andere Sender von der amerikanischen Rundfunkbehörde FCC subventioniert: Da ist Koto-FM zu nennen, der einzige Radiosender, den man in dem Nest Tellurid in den Rocky Mountains empfangen kann. Außer den Nachrichten wird das Programm von Amateuren und Radiofans gemacht, die sich nur an einige wenige Richtlinien halten müssen. Eine davon: „Bitte nicht on air über das altmodische Equipment lamentieren.“

Leider ist Peter Widlocks Buch in einem Jargon geschrieben, mit man hierzulande zwar Doktorväter zu beeindrucken pflegt, aber nicht unbedingt Leser fesselt. Trotz des akademischen Duktus ist „Das andere Radio“ aber eine lesenswerte Studie über das amerikanische Bürgerradio. Tilman Baumgärtel

Peter Widlock: „Das andere Radio – Community Radio in den USA“. Vistas Verlag 1993, 40 DM