Braunkohleloch schadet dem Süden

■ Tagebau GarzweilerII ein Symbol des Öko-Kolonialismus

Berlin (taz) – Der geplante Braunkohletagebau GarzweilerII zwischen Köln und Aachen verheert nicht nur die Umwelt am Niederrhein. Er schadet auch den Menschen in den armen Ländern des Südens. Der Tagebau sei ein offensichtliches Beispiel gefährlicher Klimapolitik, kritisierte der Naturwissenschaftler und Philosoph Klaus-Michael Meyer-Abich gestern in Bonn. Bei der Verfeuerung von Braunkohle werde schließlich doppelt so viel Kohlendioxid frei wie etwa beim Einsatz von Erdgas, sagte der Wissenschaftler, der auch der Klima-Enquetekommission des Bundestages angehört. Für Meyer-Abich ein unerträglicher Zustand: Der Norden dränge im Süden auf Umweltschutz, puste aber gleichzeitig 80 Prozent Kohlendioxid in die Luft. Die drohende Klimakatastrophe werde sich aber gerade im Süden auswirken: Dort sei die Landwirtschaft besonders anfällig, dort fehlten technische Mittel gegen Flutkatastrophen und dort würden nach den Prognosen der Klimaforscher künftig auch die meisten Wirbelstürme auftreten. Deshalb sei ein Braunkohlentagebau wie in Garzweiler ein Beispiel für Öko-Kolonialismus.

Die Nord-Süd-Initiative Germanwatch wies gestern darauf hin, daß der vom RWE-Konzern geplante Tagebau im Widerspruch zur offiziellen Klimapolitik der Bundesregierung stehe. Wenn die Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid bis zum Jahr 2005 um 25 bis 30 Prozent vermindert werden sollten, müsse auf das fast 50 Quadratkilometer große Tagebauloch verzichtet werden.

Kritik auch an der SPD-Landesregierung in Düsseldorf: Die habe in einer Regierungserklärung zugesichert, daß der Tagebau nur begonnen werde, „wenn die ökologische Verträglichkeit feststeht“. Das Gegenteil sei der Fall, nun müsse die Landesregierung Konsequenzen ziehen, forderte Germanwatch. Elf Bürgerinitiativen kämpfen gegen das Projekt, bei dem 8.000 Menschen umgesiedelt werden sollen. Bis Ende September kann beim Kölner Regierungspräsidenten noch Widerspruch eingelegt werden. ten