■ Urdrüs wahre Kolumne
: Volles Rohr für freie Bürger

Urdrüs wahre Kolumne

Volles Rohr für freie Bürger

Die parteiinternen Probleme der Bremer SPD stehen vor ihrer finalen Lösung! „Alle an Bord-Kurs Helgoland“ heißt es morgen ab Vegesack für Funktionäre, Fraktionäre, Koalitionäre und die Kohlentrimmer von der Basis. Motto der Veranstaltung: „Es wird viel geredet...über uns...gegen uns...ohne uns. Aber wir sagen: Nichts über uns — ohne uns. Laßt uns miteinander reden!“ Das gibt Mord und Totschlag — und keiner kann das Schiff verlassen. An den Hummerbuden auf dem roten Felsen aber empfängt James Krüss die Genossen und lost den neuen König von Lummerland aus. Trau dich, Dieter!

Ein Pressefrühstück wird neuerdings in der Kaufhalle am Brill serviert: Kaffee, Brötchen, BILD — und alles frisch und appetitlich. Ungeklärt ist allerdings, wieviel Broteinheiten (BE) sich Diabetiker für den Verzehr von Deutschlands größter Tageszeitung berechnen müssen. Auch Hinweise auf Kaloriengehalt, Mineralien und Spurenelemente fehlen. Daher: Vorläufig nicht diätgeeignet - RISIKOOO!

Die Selbstverständlichkeit zu erwähnen, daß kein anständiges Menschenskind heute noch Mitglied des ADAC sein darf, wollen wir uns heute einmal schenken. Zur Begründung dieses einfachen Tatbestands aber halten wir Immer- Noch-Members eine Empfehlung aus der jüngsten Ausgabe der ADAC-Motorwelt vor, die den Club ganz eindeutig als Hort des automobilen Schwachsinns darstellt: „Stellen Sie sich diese Qualen vor. Stau auf der Autobahn, die Blase drückt — und kein rettendes Unterholz.“ Der ADAC empfiehlt für solche Fälle die URINETTE. Hierbei handelt es sich um einen Zwei-Liter-Plastikbeutel, der „über ein biegsames Rohr mit dem in schmuckem Blau gehaltenen Einlauftrichter verbunden ist. Trichter und Beutel gilt es bei zurückgestelltem Sitz und abgestreifter Hose so zu plazieren, daß der Einlaufschlauch nicht geknickt ist.“ Die Urinette ist auswaschbar und wird im Kulturbeutel geliefert. Härtefälle unter den Clubmitgliedern nutzen das Gerät mittels Wäscheklammer auch schon mal bei 17O Stundenkilometer Fahrgeschwindigkeit.

Wenn die hiesige Christenunion ihre Spitzenkräfte so weiter machen lässt, gehen dem lauteren Kabarettismus dieser Stadt bald die dankbarsten PappkameradInnen für satirisches Säbelgerassel verloren: Dem Ulli Nölle haben sie den Honorarzuschuß für einen vernünftigen Ghostwriter gestrichen und lassen ihn jetzt stammeln wie bei Taubenvatter Nöllikowskis Ansprache zum Geburtstag seiner Lieblingstaube. Einen Mann so vorzuführen: Skrupellos! Und jetzt lassense auch noch Lieschen Motschmann von der Leine und schon pöbelt die Funk-Uhr-Briefkastentante wieder mit ungebremstem Schaum gegen die Uni als rote Kaderschmiede, wo doch der Herr Staatssekretär schon auf Schmusekurs gegangen ist. Nölle, Motschmann, aufgepasst: Die wollen euch loswerden!

Erheischt doch gestern im Bus der Linie 26 ein augescheinlich sozial Deklassierter mit einer hier nicht weiter zu erörternden Leidensgeschichte fünf Mark von mir. Knapp zwei Minuten später nähert sich sein Sitznachbar und bittet bescheiden um zwei Mark. In Geberlaune wird auch noch dieser Betrag ausgehändigt, allerdings mit dem ausdrücklichen Hinweis, daß die Spendierhose nunmehr in den Kleiderschrank komme. „Is schon in Ordnung“ meint der Herr, kommt aber fast postwendend zurück: „Und warum hat mein Kumpel 5 Mark bekommen?“ Wir lernen aus dieser Geschichte einiges über das Problem der Bescheidenheit! Wir aber, nicht wahr, wir wollen alles. Weiterhin. Und zwar sofort! Ulrich Reineking-Drügemöller