Königliches Sommertheater

■ Eine „Privatreise“ von Ex-König Konstantin durch Griechenland beunruhigt Athen

Berlin (taz) – Wenn Familie Glücksburg nächste Woche wieder in ihre Residenz im eleganten Londoner Stadtteil Hampstead zurückkehrt, wird sie viel von dem Abenteuerurlaub in Griechenland zu berichten haben: Von jubelnden Menschenmengen und aufgeregten Reportern am Wegesrand, von militärischen Torpedobooten und Beobachtungsflugzeugen, die die Glücksburgsche Jacht durch die Ägäis eskortierten und von aufgeregten Erklärungen des griechischen Premierministers, der den Urlaubern am Ende sogar untersagte, dichtbesiedelte Gebiete zu betreten. – Dabei hatte Konstantin nur eine Privatreise vorgehabt. Seit seiner fluchtartigen Abreise aus Athen im Jahr 1967 war er nur einmal – 1981 zur Beerdigung seiner Mutter – in Griechenland. Jetzt wollte er den in London aufgewachsenen zwei Prinzessinen, drei Prinzen und seiner „Königin Anne-Marie“ das Land der Vorfahren zeigen. Weiter nichts.

Zeitpunkt und Route für das Vorhaben hatte der Familienvater geschickt gewählt: Er platzte ein halbes Jahr vor den Parlamentswahlen in das Balkanland. Als der konservative Regierungschef Mitsotakis gerade anfing, unerledigte Probleme – allen voran die „Makedonien-Frage“ – mit Hilfe von Moratorien auf die nächste Legislaturperiode zu verschieben.

„Niemand stellt das Regime infrage“, beruhigte Konstantin Glücksburg die griechische Öffentlichkeit, als er am 9.August an Bord einer Maschine des jordanischen Königs Hussein zu seiner „Privatreise“ in Thessaloniki einflog. Eine Gruppe von königstreuen, darunter auch zwei Abgeordnete der regierenden „Nea Demokratia“, erwartete ihn am Flughafen. Ihnen sagte der Ex-König sybillinisch: „Das griechische Volk ist immer noch der Souverän.“

Dieser Souverän hatte sich 1974 in einem Referendum zu knapp 70 Prozent für die Republik – und gegen eine Rückkehr Konstantins aus dem Exil entschieden. Damals hatten die GriechInnen noch in frischer Erinnerung, daß der König 1967 den sozialistischen Regierungschef abgesetzt und damit erst den Weg zum Putsch der Obristen geebnet hatte.

Konstantin Glücksburg hat das Ergebnis des Referendums nie anerkannt: Bis heute verzichtete er nicht auf den Thron und das Mitreden in Griechenland. Das machte er auch auf seiner „Privatreise“ deutlich. Gleich zu Beginn ließ er sich von dem christlich-orthodoxen Erzbischof – und Erzreaktionär – Augustinos in Florina empfangen. Der 86jährige Metropolit nannte den Besucher das „einzige Symbol für den Zusammenhalt der griechischen Nation“.

Jeder einzelne Auftritt gerät Konstantin Glücksburg zum Politikum. Griechenlands Regierung und ein Großteil der Opposition sehen dem monarchistischen Treiben entsetzt zu. Da er über einen griechischen Paß verfügt – ausgestellt auf „Konstantin, Ex-König von Griechenland“ – und seinen Militärdienst ordnungsgemäß abgeleistet hat, konnten sie ihn bislang nicht loswerden. Statt dessen verhelfen sie ihm zu wachsender Popularität.

Zuletzt geschehen in dem peloponnesischen Hafenort Gythion. Dort erwarteten am Donnerstag abend eine jubelnde Menschenmenge die Jacht der Glücksburgs. Als die nicht eintraf, bewarfen die zornigen Konstantin-Getreuen ein griechisches Kriegsschiff mit Steinen. Vor laufenden Fernsehkameras. dora