Marzahn – Vorbild im Wohnungsbau?

■ Bezirk will Zeichen setzen: Grundstein für 370 Wohnungen

Der Ostbezirk Marzahn will künftig mehr als nur die berüchtigte Plattenbau-Siedlung sein und im Wohnungsbau der Stadt Zeichen setzen. Für das erste nach der Wende projektierte Neubauvorhaben der Wohnungsbaugesellschaft Marzahn mbH ist gestern der Grundstein gelegt worden. In der künftigen Joachim-Ringelnatz- Siedlung im Südosten des Stadtbezirks nahe dem Gelände der Gartenschau werden 369 Wohnungen in zwei- und dreigeschossigen Häusern gebaut. Der Wohnkomplex mit einem Investitionsvolumen von 160 Millionen DM soll im September 1995 fertiggestellt sein. Marzahn gilt mit rund 170.000 Einwohnern als größte Neubausiedlung in Deutschland.

Nach den Worten von Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) dokumentiert das Vorhaben die Zukunft neuer Siedlungsgebiete in Berlin. Die Bebauung knüpfe zum einen an die guten Traditionen des Siedlungsbaus der 20er Jahre an. Andererseits könne heute nicht mehr für die „klassische“ Facharbeiter- oder Angestelltenfamilie geplant werden. Vielmehr müßten ausreichend flexible und differenzierte Wohnhäuser und Stadtquartiere entstehen.

In der Ringelnatz-Siedlung werden 220 Wohnungen über den ersten und 104 über den zweiten Förderweg errichtet. Hinzu kommen 14 Stadthäuser mit zusammen 45 Wohnungen ebenfalls über den zweiten Förderweg, der Wohneigentum ermöglicht. In den Dachgeschossen werden ferner Architektenwohnungen errichtet.

Nagel zufolge läßt sich ab 1995 ein aus den Stadtrandsiedlungen selbst erwachsender zusätzlicher Bedarf an Wohnraum von jährlich bis zu 3.000 Wohnungen prognostizieren. Erhebungen und Nachfragen zeigten, daß die Mehrzahl der Wohnungssuchenden „am liebsten in ihrem bisherigen Stadtgebiet“ bleiben möchte. Auch in Marzahn wohne „die große Mehrheit“ gerne und wolle dort bleiben. Nach Angaben der Wohnungsbaugesellschaft kommen die meisten Bewerber für die Ringelnatz-Siedlung aus Marzahn. Ein konkretes Vermietungskonzept gebe es noch nicht. Die Wohnungen sind ab sieben Mark (1. Förderweg) sowie ab 11,50 Mark (2. Förderweg) Kaltmiete pro Quadratmeter zu erhalten. dpa