Roter Stift beim Ausbau der Kanäle

■ Teltowkanal: Verbreiterung nur an wenigen Stellen / Aber weiter Kosten in Milliardenhöhe / Senatsstreit nicht beigelegt

Der Ausbau der Wasserwege zwischen Berlin und Hannover erscheint nicht nur mehr Umweltverbänden und Umweltpolitikern als Gigantomanie – jetzt will auch die Wasser- und Schiffahrtsdirektion Ost (WSD) in Berlin „kleinere Brötchen backen“. Allerdings nicht aus Rücksichtnahme auf die Natur, sondern weil die Verwirklichung der bisherigen Pläne sehr viel teurer kommen würde als bisher angenommen. Von der 280 Kilometer langen Wasserstraße soll zumindest der Teltowkanal aus finanziellen Gründen nicht mehr verbreitert werden, sagte gestern WSD-Präsident Achim Pohlmann bei einer Besichtigungstour, zu der Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) eingeladen hatte.

Der Ausbau des Wasserwegs ist im Bundesverkehrswegeplan mit vier Milliarden Mark veranschlagt. Nur etwa ein Viertel der Kosten sollte beim Ausbau der Berliner Wasserwege anfallen. Doch eine Verbreiterung des gesamten Kanals auf 42 Meter hätte die Summe „möglicherweise unvertretbar hochgetrieben“, meinte Pohlmann gestern. Nun soll der Kanal nur noch in einzelnen Kurven begradigt werden, damit auch die genormten 185 Meter langen und 11,4 Meter breiten Schubverbände die Wasserstraße problemlos befahren können. An wenigen Ausweichstellen soll der Kanal verbreitert werden, damit entgegenkommende Schubverbände aneinander vorbeifahren können.

Auch in der „Sparversion“ bleibt es aus Sicht der Wasser- und Schiffahrtsdirektion unverzichtbar, daß Brücken „angehoben“ werden müssen. Die 115 Meter langen Europaschiffe (2.000 Tonnen Tragfähigkeit) und die Schubverbände (3.000 Tonnen) benötigen zwischen Wasserspiegel und Brücke eine Höhe von 5,25 Meter – wenn man die Schiffe voll belädt. Der Teltowkanal wird von 47 Brücken überquert, nur 19 haben die geforderte Höhe. Die WSD will in den kommenden zehn Jahren nur 11 der 28 zu tief hängenden Brücken anheben oder neu bauen. Die niedrigste Durchfahrtshöhe wäre dann 4,50 Meter, was für nicht voll beladene Schubverbände genügen würde.

Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD) hatte sich bereits Ende Juli gegen die Milliardenausgaben ausgesprochen – Berlin muß die Brückenum- und -neubauten mitbezahlen. Aufgrund der schlechten Haushaltslage sollte die Höhe der Brücken nur dann geändert werden, wenn sie wegen ihres Alters sowieso saniert werden müßten. Doch gestern nahm weder WSD-Pohlmann noch Verkehrssenator Haase die Kritik des Wirtschaftssenators sonderlich ernst. Meisner habe sich gegen einen Ausbau für den Container- Schiffsverkehr gewandt, meinten beide. Der Ausbau sei aber für Schubverbände notwendig, die Massengüter transportieren. Doch der Streit im Senat geht weiter. Die Ausbaumaßnahmen seien unnötig, so Meisners Sprecher Holger Hübner, „wenn man kleinere Schiffe nimmt“. Der Senat will im Herbst über das Projekt entscheiden. Dirk Wildt