Müll per Hand sortieren

■ Gewerbeaufsicht hat eine lange Liste von Beschwerden gegen Müllsortierer B&N

In einigen wenigen Stadtgebieten Bremens gibt es den Gelben Sack. Plastik- und Leichtmetall-Abfälle sollen da hinein. Bevor diese Abfälle recycelt werden können, müssen sie erst getrennt werden. Also gibt es eine Firma B&N, Tochter von Becker und Nielssen, die eine Müllsortier-Anlage betreibt. Da sortieren Frauen am Band auseinander, was zusammen in einen Gelben Sack geworfen wurde. „Leute, die sonst keine Chance auf dem Arbeitsmarkt hätten“, so Junior-Unternehmer Becker.

Eine moderne Anlage habe er hingestellt. Allerdings mit einem kleinen Schönheitsfehler: Bislang hat das Gewerbeaufsichtsamt (GWA) diese Anlage nicht genehmigt. „Das ist nicht unser Lieblingskind“, formuliert das GWA-Vertreter Jahn vorsichtig; es sei ganz offen, „wie damit zu verfahren ist“.

Im Klartext: Jeder andere neu eingerichtete Betrieb hätte bei der langen Liste von Beschwerden eine geharrnischte Frist gesetzt bekommen. Aber ein Ende der Müll-Sortierung würde politische Folgen haben, die das GWA nicht verantworten kann. Außerdem gibt es für diese Sortieranlagen bundesweit keine Vorschriften. Auflagen will die Firma B&N nur akzeptieren, wenn sie bundesweit eingeführt werden — und das DSD dafür zahlen muß.

Fürs erste hat B&N auf dem kurzen Dienstweg einen Aufschub erreicht: Nach einem gehörigen Krach mit der Gewerbeaufsicht hat das Bremen- Norder Unternehmen (Nielssen) den Bremen-Norder Politiker Wolfgang Kahrs als Anwalt genommen, und der ist zu der Bremen-Norder Senatorin Uhl (Arbeit) gegangen, die auch für die Gewerbeaufsicht zuständig ist. Seitdem ist B&N Chefsache.

Die Gewerbeaufsicht war nach den ersten Besuchen bei B&N auf Krawall gestimmt: Die meisten Arbeiten bei B&N erfordern eine gebückte Haltung (still stehend am Band), eine Abluft-Anlage gibt es nicht, Schutz gegen die Schimmelpilze und Mirkobenkulturen, die in dem Abfall wild wuchern, gibt es nicht — in der zugigen Luft der Halle wird alles in die Atemluft gewirbelt. Und als GWA-Mann Hockmann die Halle betrat, zogen sich die Frauen schnell den Atemschutz hoch...

Inzwischen hat sich vieles gebessert, versichert Becker. Die Besetzung der Bänder ist so verstärkt worden, daß die Sortiererinnen auch mal pinkeln oder eine Zigarette rauchen gehen können. Alle vier Stunden ist eine Pause eingerichtet, die Abluft-Anlage soll demnächst in Betrieb gehen.

Bis zu einer Genehmigung wird viel Zeit vergehen, weil bundeseinheitliche Richtlinien entwickelt werden müssen. Sorge braucht Becker deshalb nicht zu haben: „Wenn die Leute hier gesundheitlich gefährdet sind, dann ist die gesamte DSD-Sortierung infrage gestellt.“ Und wer will das verantworten... K.W.