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: Give me a Break!

„Berlin Break“, So., 16.05 Uhr und Mo. 0.05 Uhr, RTL

Den Tag, an dem der Pilotfilm „Berlin Break“ angeschaut werden sollte, erwartete man in Köln mit Spannung. Immerhin war Columbia Tristar in das deutsch- amerikanische Gemeinschaftsprojekt involviert. Sogar von einem Coproduzenten „Wolfgang Petersen“ war im Vorspann zu lesen. Eigens hatte man John Hillerman, der durch „Magnum“ ein bekanntes Bildschirmgesicht geworden war, zum Dreh nach Berlin geholt. Doch schon nach den ersten Sichtungsminuten verfinsterten sich die Mienen, und der Chef sagte „Hmmm“. Selbst ein Sonntagnachmittag in der Fußgängerzone von Giesenkirchen war spannender als eine Folge dieser Krimiserie im Agentenmilieu.

Dabei war doch alles drin: Nicht nur die Gedächtniskirche sorgte im Vorspann für Berliner Flair, auch schrieb das Drehbuch das Wort „Bulette“ zwingend vor. Der Agententreff „Mac's Café“ (!) hätte die gleiche Stimmung wie „Rick's Café“ in Casablanca verbreiten müssen, denn Hillerman trug ein weißes Dinnerjackett und war auch nicht größer als Humphrey Bogart. Sogar Hildegard Knef war auferstanden und hatte als Agentinnenwitwe verschwenderisch Mascara aufgetragen. Auf Gewaltdarstellungen und Tote hatte man nicht verzichtet. Nicht zuletzt bestach das Hauptdarsteller-Duo aus Ex-KGB-Agent (Nicholas Clay) und BND-Spion (Kai Wulff) sowohl durch seine tollen Autos in Bonbonfarben als auch durch Dialogwitz: „Halt dein Gehirn fest!“

Dennoch ließ die Fernsehfachleute das Gefühl nicht los, daß sie alles, was „Berlin Break“ zu bieten hatte, schon einmal gesehen hatten. Nur hundertmal besser. „Berlin Break“ war nicht Fisch, nicht Fleisch, nichts als ein Haufen bunter Versatzstücke. Eine Serie, die von der Machart her unentschieden zwischen US- Dutzendware und verschnarchtem deutschen Fernsehkrimi hin- und herpendelte. Der Chef ärgerte sich. Kurz schoß ihm durch den Kopf, wieviel Werbegeld allein Hillermans Butler gekostet hatte. Dennoch tat er, was er tun mußte. Er beschloß, „Berlin Break“ montags um 0.05 Uhr im Programm verschwinden zu lassen und sich das nächste Mal „Casablanca“, „Magnum“, „Die Zwei“ oder einen antiseptischen „Derrick“ im Original anzusehen. Und er beschloß, für die nächste 20 Millionen Dollar teure Eigenproduktion nur Leute zu engagieren, die ihr Gehirn besser festhalten. SaJa