Ansatztrouble

■ Rebecca Coupe Franks mit eilig gemixter Rhythmusgruppe beim „Women in (E)motion“-Festival: enttäuschend

Nach wie vor sind Musikerinnen im Jazz vorwiegend auf die Rolle der Sängerin oder Pianistin festgelegt. Frauen, die andere Instrumente spielen, waren und sind noch immer eine Ausnahme. So durfte mensch gespannt sein auf das Konzert der kalifornischen Trompeterin Rebecca Coupe Franks. Zudem stellte der Auftritt im Rahmen des „Women in (E)motion“-Festivals ihr Europa-Debüt dar.

Leider hatte sie anscheinend nicht die Möglichkeit, die Musiker mitzubringen, mit denen sie ihre letzte CD eingespielt hat. Was bedauerlicherweise nicht zu überhören war, die — wahrscheinlich schnell für die Tour zusammengestellte — Rhythmusgruppe spielte mehr neben- als miteinander. Die Leaderin selbst hatte ebenfalls einige Probleme mit ihrem Ansatz. Während auf der CD (All of a sudden, Justice Records) der leicht unsaubere Ansatz und die schleifenden Skalen als eigenwillige Stilmittel wirken, waren die Schwächen in ihrem Spiel am Dienstagabend auffallend. Nicht immer wurde deutlich, ob das unsaubere Spiel nun wirklich gewollt war. Oft wirkten ihre Skalen abgebrochen, und Schwierigkeiten mit den Highnotes trübten das Klangbild. Dabei klingen ihre im Mainstream angesiedelten blues- und hardbopinspirierten Kompositionen erstaunlich frisch und funky. Die immergleiche Solo-Abfolge im Aufbau der Stücke (tp-p-b) war allerdings ein wenig einfallslos. Immerhin nutzte Bassist Essiet Essiet, früher unter anderem Sideman von Abdullah Ibrahim, die Gelegenheit für einige rasante und kraftvolle Statements und ragte damit deutlich aus der Rhythmusgruppe heraus. Die Beiträge des Pianisten Ray Gallon blieben eher belanglos, und Drummer Steve Johns schepperte so vor sich hin. Das Publikum in der gut besuchten Schauburg ließ sich davon nicht irritieren und feierte jede Aktion der MusikerInnen. Farina

Das Rebecca Coupe Franks Quartet spielt heute um 20 h noch einmal im KITO Vegesack