Wer war der dritte Mann bei Grashoff?

■ Czichon-Assistentin hatte von absolut nichts Ahnung / Falsche Bewirtungs-Quittung

„Darf ich nochmal nachfragen: gehören Sie auch zu der Familie Hase?“, witzelten Mitarbeiter des Untersuchungsausschusses Stadtwerke gestern in einer Vernehmungspause. In geradezu provozierender Ahnungslosigkeit hatte sich die Assistentin des Stadtwerke-Chefs Czichon, Frau Hollek, dem Ausschuß präsentiert. Mit der Spende an die SPD, die ihren Chef monatelang beschäftigt hat, war sie nur einmal befaßt erklärte sie: Anfang Dezember 1991 habe Czichon sie gebeten, die Kontonummer der Bonner SPD herauszufinden. Verwundert wollte CDU-Ausschußvertreter Niederbremer wissen, ob sie als diplomierte Volkswirtin nicht doch einen komplexeren Auftrag erhalten haben könnte. Hatte sie nicht, versicherte sie, und sie habe auch nicht weiter nachgefragt.

SPD-Geschäftsführer Marckhoff hatte sich vor dem Ausschuß erinnert, daß die Dame von den Stadtwerke, die ihn anrief, gefragt habe, ob man nicht einfachheitshalber die Spende auf ein Konto der Bremer SPD überwei

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sen könne, die das Geld dann weitergeben könne. Aber auch daran erinnert sich die Czichon- Assistentin nicht mehr. Nie wieder später sei sie mit dem Thema befaßt gewesen, versicherte sie.

Czichon dagegen ließ es nicht los, selbst in der Kur im Sommer 1992 nicht. Als der Stadtwerke

Pressesprecher nach Hopf am See fahren will, um mit seinem Chef über eine mögliche Rückzahlung wenigstens der zweiten Spenden-Rate zu reden, da soll die Assistentin ihrem Chef den Besuch telefonisch ankündigen. Warum der PR-Mann die Kur stören wollte, habe sie aber nicht gewußt und ihrem Chef auch nicht gesagt, versicherte sie. An zwei längeren Telefonate mit Czichon ausgerechnet an den Tagen, als der Pressesprecher die Spenden-Rückzahlung mit Czichon erörterte, erinnerte sie sich gleich überhaupt nicht mehr.

Zur Familie „Hase“ muß auch der damalige Abteilungsleiter im Rathaus, Gerd Markus, gezählt werden. Er beriet den Aufsichtsratsvorsitzenden Wedemeier in Sachen Stadtwerke, hat aber nie etwas mit der SPD-Spende zu tun gehabt, versicherte er.

Aufgefallen war in den Akten, daß Markus auf einer von Czichon handschriftlich ausgestellten Bewirtungsquittung als Teilnehmer eines Arbeitsessens kurz vor der Stadtwerke-Spende angegeben war. Markus versicherte, er sei bei dem Essen nicht dabei gewesen.

Die Frage, welchen dritten Mann bei diesem „Arbeitsessen“ Czichon durch die falsche Angabe decken wollte, wenn Markus es nicht gewesen ist, wird der Stadtwerke-Chef am Freitag beantworten müssen. K.W.