Bonner Ministerien in Berliner Provisorien

■ Vorstoß des Bundesbauministeriums: Provisorische Unterbringung von Ministerien kostet eine Milliarde Mark / Senat begrüßt die Bonner Vorschläge

In die unendliche Geschichte über den Umzug von Regierung und Parlament nach Berlin ist Bewegung gekommen. Nach Schätzungen des Bundesbauministeriums in Bonn sind für eine provisorische Unterbringung der Bundesregierung bis 1998 in Berlin Baukosten von rund einer Milliarde Mark erforderlich. Wie das Ministerium gestern in Bonn erklärte, sind an der Spree ausreichende Gebäude vorhanden, um die Ministerien unterzubringen, die nach Berlin wechseln sollen. Die Ermittlungen des Bauressorts sind Teil eines Parlamentsauftrages, bis zum 30. September Angaben über die tatsächlichen Umzugskosten unter Nutzung vorhandener Gebäude vorzulegen.

Nach den Vorstellungen des Bauministeriums könnte das Kanzleramt im ehemaligen DDR- Regierungskrankenhaus in Mitte unterkommen. Das Auswärtige Amt soll im französischen Quartier Napoleon in Tegel untergebracht werden. Für das Innenministerium ist das Haus des Parlaments vorgesehen. Das Justizministerium soll in die Steglitzer Roosevelt-Kaserne ziehen, das Finanzministerium in die McNair-Kaserne in Lichterfelde. Für das Wirtschaftsministerium sind das Haus der Ministerien und das Deutschland/Europahaus ausgewählt worden. Das Arbeitsministerium soll in das ehemalige Innenministerium, das Ministerium für Familie und Senioren ins frühere Medienministerium in der Mauerstraße. Das Frauen- und Jugendministerium soll in die Taubenstraße 42/43, das Verkehrsministerium in die Krausenstraße. Für das Bauministerium ist das Sportforum auf dem Olympiagelände oder das US- Hauptquartier in Zehlendorf und für das Bundespresseamt das frühere Pressezentrum in der Mohrenstraße vorgesehen.

Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) und Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) haben die Überlegungen begrüßt. Mit dieser „neuen Umzugsstrategie“ könne der Wechsel von Parlament und Regierung nach Berlin schnell und kostengünstig 1998 erfolgen, sagte Hassemer gestern. Auch Diepgen sprach von einer positiven Entwicklung. Damit werde deutlich, daß jetzt richtig an den Umzug herangegangen werde. „Wir sind nicht gezwungen, uns unter Zeitdruck zu stellen“, freute sich Hassemer. Dadurch könne im historischen Zentrum Berlins sorgfältiger geplant werden. Den Wettbewerb für das neue Regierungsviertel, an dem sich schon kurze Zeit nach dem Start mehr als 1.000 Architekten beteiligen wollen, nannte Hassemer einen „Schlußstein der planerischen Überlegungen für den Umzug nach Berlin“. dpa/taz