„Anschläge fand er gut“

■ Mölln-Prozeß: Kumpels sagen aus

Schleswig (taz) – Was kümmert es Jungs, die gemeinsam in einem Dorf aufwachsen, wenn einer sich 'ne Glatze schneidet und gegen „Asylanten“ wettert? Offenbar wenig. Das zumindest behaupten Zeugen am Mittwoch vor dem Zweiten Strafsenat des Schleswiger Oberlandesgerichtes. Seit 23 Prozeßtagen wird gegen Michael Peters und Lars Christiansen verhandelt. Sie werden beschuldigt, im November letzten Jahres in Mölln zwei Häuser in Brand gesteckt und den Tod von drei Menschen verschuldet zu haben.

Bei Michael Peters traf sich die Gudower Dorfjugend. Er hatte immer sturmfreie Bude. Man trank Bier, spielte Karten, sah fern, hörte Musik, erzählen die Zeugen. Daß rechtsradikale Parolen gefallen sind, Hakenkreuze an der Wand hingen und der Arm auch mal zum Hitlergruß nach oben flog – daran wollen sich die jungen Männer nicht recht erinnern. Auch die Skins, die Peters ab und an besuchten, will kaum jemand gesehen haben. Politik habe eben keine Rolle gespielt. „Ich wußte ja, wie Peters eingestellt ist“, heißt es, „aber das war mir egal.“ Oder: „Jeder muß sehen, wie er zurechtkommt.“

Nur einer der Zeugen gibt zu, mit Peters über Brandanschläge gesprochen zu haben. „Er hat das für gut gehalten, wenn ein Haus abgebrannt wurde, und schlecht, wenn Menschen umkamen“, sagte der Kraftfahrer aus Gudow. Peters rechte Einstellung sei im Dorf bekannt gewesen.

„Am Anfang haben wir auch darüber gesprochen“, berichtet ein 26jähriger Koch, „doch die Gespräche drehten sich im Kreis. Er bewegte sich nicht und konnte mich nicht gewinnen. Also ließen wir das sein.“ bam