Der Pfennigfuchser

■ Die taz-Serie zur Wahl / Heute Folge 1: Finanzsenator Wolfgang Curilla   Von Florian Marten

Hamburgs „silberne Seele“, so wissen wir mit Heinrich Heine, ist „die Bank“. Kein Wunder, daß die Finanzbehörde das Herzstück der Stadtpolitik ist. Präses der Finanzbehörde – das ist ein Gralshüterjob. Und mehr: Herkulische Aufgaben warten heute auf den Stadtschatzwahrer. Die deutschen Staatsfinanzen stecken in ihrer schlimmsten Krise seit 1932, Stadtstaaten wie Hamburg stehen abgrundtiefe Löcher ins Haushaltshaus. Sanieren und von grundauf neu gestalten ist die Devise der Stunde.

Harte Prüfbedingungen also für einen schmächtigen Verwaltungsjuristen wie Wolfgang Curilla, der die Karriere-Treppe vom Bezirks-, Umwelt- und Justizsenator am 26.6.91 sogar bis zum Ressortchef der Stadtfinanzen hinaufgefallen ist. W.C. ist damit zumindest ein lebender Beweis für den steten Vormarsch des SPD-Fürstentums Hamburg-Nord, das sich inzwischen anschickt, der Wandsbek-Connection das Vorrecht auf SPD-Führerschaft streitig zu machen. Testergebnis 1: Die Filzmatte ist dicht gewebt und in gutem Zustand.

Tiefe Furchen graben sich allerdings in die Stirn der taz-Test-Crew, als wir W.C. mit den Testlatten Helmut Schmidt, Karl Schiller, Heide Simonis, Ingrid Matthäus-Maier und Hans-Jürgen Krupp zuleibe rücken. Nein: Medienwirksame Auftritte, geistvolle Finanzanalysen oder Beiträge zur bundesweiten Diskussion über die öffentlichen Haushalte sucht man bei W.C. vergebens. Testergebnis 2: Die öffentlichen Emissionswerte sind gleich Null. Ein Beitrag zur Polit-hygiene? Oder der leise Geruch von Inkompetenz?

Entscheidend freilich ist Testfeld 3: Was kam bei W.C. hinten raus? Zunächst mal viel. Der Mann hatte Glück, weil ihm der Einheitsboom 1991 und auch noch 1992 völlig unerwartete Zusatzmilliarden in die Taschen spülte. Zur echten Sanierung wurde das Geld aber nicht genutzt. Spätestens 1995, wenn die wohlfeilen Rücklagen zur Wählerberuhigung aufgebraucht sind, naht die Stunde der Wahrheit, sind Kassensturz und Chaos angesagt. W.C. – ein Gralshüter? W.C. – ein Herkules? Leider nein. Ungenügend.

Das Testergebnis im Überblick:

Filz: Gut

Emissionswerte: Null minus

Leistung: Ungenügend